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Zu schwierig, um Weltsprache zu werden

Schaffhauser Nachrichten, 22.03.2007 von Alfred Wüger

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Das Sprachenlernen im Kontext einer globalisierten Wirtschaft war das Thema eines Diskussionsforums an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen.

Rund 40 Interessierte fanden sich am Dienstagabend in der Pädagogischen Hochschule an der Ebnatstrasse 65 in Schaffhausen ein, darunter Kantonsratspräsident Matthias Freivogel, um sich anhand der Frage «Englisch oder Chinesisch?» in das Sprachenlernen im Kontext einer globalisierten Wirtschaft einführen zu lassen.

Lernen fürs Leben

Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel sagte, dass in Schaffhausen ab 2008 in der dritten Klasse mit dem Englischunterricht begonnen werde. Und: «Sprachen lernen bedeutet lernen fürs Leben.» Dieses Leben wurde in den folgenden Referaten ganz aus der Sicht der Wirtschaft beleuchtet. Zuerst von Richard Furrer, Leiter Recht GF, der in einem höchst spritzigen und witzigen Referat die Relevanz der Sprachen im Georg-Fischer-Konzern und insbesondere die Rolle des Chinesischen thematisierte. Georg Fischer hat rund 150 000 Mitarbeitende in 150 Firmen in der ganzen Welt, 21 davon sind in China. Dort arbeiten etwa 1700 Menschen für GF, in Schaffhausen 950, und «China wird weiter wachsen». Bei GF gibt es keine offizielle Konzernsprache, meist wird Englisch gesprochen. Chinesisch indes müsse man nicht können, wenn man in China geschäfte. «Chinesisch lernen, das ist, als würden Sie an der Eigernordwand Kartoffeln pflanzen.» Klar, sei es nett, wenn man mit ein paar chinesischen Brocken Small Talk betreiben könne, Verhandlungsniveau in dieser Sprache zu erlangen, das könne man aber glatt vergessen.

Englisch sprechende Chinesen

Zu unterschiedlich seien auch die Mentalitäten, fügte der zweite Referent des Abends hinzu, Wirtschaftsförderer Thomas Holenstein, der seit fünf Jahren mit Seco-Mandat in China unterwegs ist. «Ich lote aus, welche chinesischen Firmen für die Globalisierung in Frage kommen.» Zum Stichwort Chinesisch lernen: «30 Millionen Menschen weltweit lernen Chinesisch, und 300 Millionen Chinesen lernen Englisch.» In Zukunft wird es folglich mehr Englisch sprechende Chinesen geben als Menschen mit Englisch als Muttersprache. Holenstein verlieh seiner Begeisterung Ausdruck, an einem «Weltexperiment» teilhaben zu können: «Das gab es noch nie, dass ein vormals totalitäres, kommunistisches Regime im Gegenzug den hemmungslosen Kapitalismus zulässt.» Schattenseiten inklusive: «Die Chinesen wollen, was wir haben. Wenn sie es erreichen, kommt es zum ökologischen Kollaps.» Holenstein zeigte sich beeindruckt vom chinesischen Leistungswillen, gepaart mit Selbstdisziplin - in dieser Potenz dem Westen fremd. «Der Westen liefert China das Know-how.» Und warum? Es gibt ja schliesslich noch andere Billiglohnländer. Ja, aber die hätten, so der Wirtschaftsförderer, nicht dieses enorme Binnenmarktpotenzial. Auch er zog das Fazit: Chinesisch lernen ja, um sich im Alltag zurechtzufinden - aber sonst ...
Den Abend rundete eine Maturandin der Pädagogischen Hochschule ab, Jasmina Bukovac. Sie stellte die Unterschiede des Spracherwerbs bei Kindern und Erwachsenen dar.

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