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Zahl der schweren Gewalttaten nahm 2010 zu

Schaffhauser Nachrichten, 24.03.2011 von Erwin Künzi

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Weniger Straftaten sind im Kanton Schaffhausen 2010 im Vergleich zum Vorjahr begangen worden. Trotzdem gab es auch unerfreuliche Entwicklungen.

«Wir sind ein sicherer Kanton», erklärte gestern Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel, die zum ersten Mal als Vorsteherin der Schaffhauser Polizei bei der Präsentation der Polizeilichen Kriminalstatistik dabei war. Wie in der übrigen Schweiz (siehe SN vom 22. März) war 2010 auch im Kanton Schaffhausen die Zahl der Straftaten rückläufig, in gewissen Bereichen sogar stärker als in anderen Kantonen. Allerdings hätten die schweren Gewaltdelikte gegenüber dem Vorjahr zugenommen (siehe Kasten auf dieser Seite), dank einem hohen Ermittlungsaufwand hätten aber viele aufgeklärt werden können, so Widmer Gysel. «Die Polizei sorgt täglich dafür, dass man sich im Kanton Schaffhausen sicher und frei bewegen kann», erklärte Widmer Gysel, sprach dafür der Polizei den Dank der Regierung aus und versprach, ihr auch in Zukunft die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen.

«Der Trend geht in die richtige Richtung, aber ich bin nicht zufrieden, denn jedes Delikt ist eines zu viel», kommentierte Polizeikommandant Kurt Blöchlinger die Zahlen der Kriminalstatistik. Er sprach weiter von einem hohen Sicherheitsstandard, trotz der Zunahme bei den schweren Gewaltdelikten und der nach wie vor unbefriedigenden Situation in der Schaffhauser Altstadt (siehe Artikel auf dieser Seite). Weiter erwähnte Blöchlinger die Zunahme bei den Selbstmorden (von 10 auf 17) und bei der häuslichen Gewalt; erfreulich sei hingegen der Rückgang bei den Betäubungsmitteldelikten, um 10 Prozent beim Konsum und um 74 Prozent bei Anbau und Herstellung. Der Handel nahm hingegen um 10 Prozent zu. Philipp Maier, Chef der Kriminalpolizei, verwies auf die hohe Aufklärungsquote von 47,3 Prozent (Schweiz: 29,1). 2010 habe es 6 Fälle von Sterbehilfe gegeben, und zwar, betonte Maier, bei Menschen mit physischen Leiden: «Alle Fälle wurden genau untersucht.» Positiv sei, dass es - obwohl 2010 alle 83 Minuten im Kanton Schaffhausen ein Delikt begangen wurde - keinen einzigen Drogentoten zu verzeichnen gab und dass alle Personen, die vermisst wurden, wieder gefunden werden konnten.

Schaffhauser Altstadt Weiterhin keine Besserung an Wochenenden in Sicht

«In einem kleinen Teil der Schaffhauser Altstadt haben wir trotz hoher Polizeipräsenz nach wie vor keine befriedigende Situation.» Das erklärte Polizeikommandant Kurt Blöchlinger gestern anlässlich der Präsentation der Polizeilichen Kriminalstatistik der Schaffhauser Polizei für 2010. Die Altstadt sei an Wochenenden das Ziel vieler Jugendlicher nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden und dem deutschen Grenzgebiet. «Je länger diese Leute im Ausgang sind und je mehr Alkohol sie getrunken haben, umso dümmer tun sie», erklärte Blöchlinger. Das hat letztes Jahr unter anderem zu einer Rekordzahl an Lärmklagen bei der Polizei geführt. Die Polizei habe zwar in den Nächten von Donnerstag auf Freitag, von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag jeweils viele Kräfte im Einsatz, aber «wir können nicht immer dort sein, wo gerade etwas passiert.»

Blöchlinger hofft, dass die Videoüberwachungen helfen werden, die Situation zu beruhigen. Grosse Hoffnungen setzt er auch in das neue Polizeigesetz, das sich zurzeit in der Vernehmlassung befindet. Das tut auch Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel: «Mit dem neuen Polizeigesetz wären Wegweisungen und Rayonverbote möglich, was die Arbeit der Polizei erleichtern würde», sagte sie. Da sich die Lage in der Altstadt nicht gebessert habe, sei die Arbeitsgruppe Centro wieder aktiv geworden. «Wir diskutieren, ob die Polizeistunde nicht wenigstens partiell, etwa in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, wieder eingeführt werden soll», so Widmer Gysel. Sie betonte aber, dass hier die Stadt aktiv werden müsste. (ek)

Kriminalstatistik 2010 Einige Zahlen

Gesamtdeliktszahl 2010 wurden 3932 Straftaten verübt, die im Bereich des Strafgesetzbuches liegen; das entspricht einem Rückgang um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Bereich Betäubungsmittelgesetz waren es 721 Delikte (-7 Prozent) und im Bereich Ausländergesetz 315 Straftaten (-17 Prozent). Gegen Bundesnebengesetze wurde 1398-mal verstossen (+9 Prozent). Gesamthaft gingen die Delikte von 6735 im Jahr 2009 auf 6366 zurück, was einem Rückgang von 6,5 Prozent entspricht. Gewaltdelikte Bei den schwersten Gewaltdelikten ist eine Zunahme zu verzeichnen. Wurde 2009 kein Tötungsdelikt verzeichnet, so wurde 2010 eine Frau an der Hochstrasse in Schaffhausen umgebracht. Dazu kommen 14 versuchte Tötungsdelikte (2009: 4). Davon betrafen 5 häusliche Gewalt, 6 Messerstechereien, darunter diejenige an der Bachstrasse in Schaffhausen, eines ein Raubdelikt, bei dem das Opfer Fusstritte gegen den Kopf erhielt, eines einen Streit in einer Privatwohnung und eines eine Schlägerei in einer Bar in der Altstadt. Insgesamt gingen aber die Delikte gegen Leib und Leben von 417 im Jahr 2009 auf 308 zurück (-26 Prozent). Aufklärungsquote Insgesamt betrug die Quote bei Delikten im Bereich des Strafgesetzbuches 47,3 Prozent (2009: 44,8 Prozent), bei Straftaten gegen Leib und Leben 87,0 (87,5), bei Vermögensdelikten 26,5 (27,3), bei Sexualdelikten 59,7 (59,0) und bei Brandstiftung 11,1 (40,0).

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