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Wieder ein Blauburgunder namens Martin

Schaffhauser Nachrichten, 10.09.2017 von ULRICH SCHWEIZER

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Auch heuer heisst der Blauburgunder des Jahres Martin, aber anders als der Wein­journalist Martin Kilchmann pflegt dieser Martin die Blauburgunderrebe ganz konkret von der Wurzel an aufwärts.

Im bergseitigen Festsaal der Bergtrotte Osterfingen hiess Präsident Pablo Nett gestern Vormittag rund 60 geladene Gäste zur Geburtstagsfeier des Branchenverbands Schaffhauser Blauburgunderland und zur zweiten Verkündigung des Blauburgunders des Jahres willkommen – darunter Vertreter aus Politik und Weinwelt wie der Schaffhauser Ständerat Thomas Minder und die Schaffhauser Regierungspräsidentin  Rosmarie Widmer Gysel.

Das Rebjahr 2017 sei sehr speziell, führte Nett aus. Einem fulminanten Start im März folgte der Jahrhundertfrost Ende April mit 80 Prozent Verlust in den Austrieben, doch dann zeigte sich die Widerstandskraft der Reben, die den Verlust nahezu kompensieren konnten. Die Hagelschläge von Anfang und Mitte August verursachten strichweise schwere Schäden, man musste ganze Rebberge versöndern, verletzte Beeren wegschneiden. «Heute stecken wir mitten in der Erntezeit, ja wir können bald das Erntedankfest feiern», fuhr Nett fort. «Die Rebleute arbeiten das ganze Jahr mit der Natur, ebenso die Kellermeister: Wein ist ein Naturprodukt und, wenn alles klappt, auch ein Kulturgut.» Grosse Freude und Stolz empfindet Nett darüber, dass der Rotwein, der an der Expovina in Zürich mit 94 Punkten am höchsten ausgezeichnet wurde, aus dem Blauburgunderland stammt: der Eisenhalder Pinot Noir Spätlese Goldsiegel AOC Schaffhausen 2015 der Weinkellerei GVS.

Ros­marie Widmer Gysel überbrachte die Glückwünsche der «Regiering» zum 17. Geburtstag des Blauburgunderlands, stolz auf die «jahrhondertelange» Tradition des Weinbaus im Blauburgunderland, auf den Mut und den «Ondernehmergeist» der hiesigen Rebleute, Winzer und Önologen und die «Leisting» des Verbands, der die Kräfte bündelt und ehrgeizige Ziele erreicht hat. Nach ihrem Rücktritt im nächstem Frühjahr werde auch sie vornehmlich als Rebfrau arbeiten.

Ein Leben für den Blauburgunder

«Die Persönlichkeit, die heute als Blauburgunder des Jahres geehrt wird, hat sich ein Leben lang für den Blauburgunder, die historisch gewachsene Basis unseres Weinbaus, eingesetzt. Wo es Reben gibt, hat er seine Wurzeln.» So beschrieb Blauburgunderland-Geschäftsführer Beat Hedinger die Verdienste und Tätigkeit des «Edelmanns, des Veredelungsfachmanns» Martin Auer von der gleichnamigen Rebschule in Hallau (siehe Kasten rechts). «Seine Vorgehensweise könnte auch in der Politik Schule machen – auf resistente Wurzeln etwas Edles aufpfropfen. Von Anbeginn stand er hinter dem Blauburgunderland, ist Mitglied im Schaffhauser Weinforum, dem Schaffhauser-Thurgauer Rebbauforum und unterstützt sie mit viel Herzblut.» Auers Anbauversuche mit verschiedenen Blauburgunderklonen haben weit über die Kantonsgrenzen hinaus Beachtung erfahren, ausserdem unterstützt er auch das Weinbaumuseum in Hallau und die Osterfinger Bergtrotte.

Er sei wie schon erwähnt, kein Mann der grossen Worte, sagte Martin Auer in seiner Replik, wichtiger sei es ihm, Taten zu vollbringen. «Unsere Rebschule ist ein Familienbetrieb, wir stehen tagtäglich im Kontakt mit den Rebbauern. Die unzähligen Klone des Blauburgunders haben mich umgetrieben, ja verfolgt.» Am Samstag habe er in einer Versuchsanlage geherbstet, die sein Vater Gerhard 1972 in Trasadingen gepflanzt habe. «Das war Knochenarbeit», erinnerte sich Auer, «ich habe damals die halbe Klasse der Kantonsschule zur Einzelstocklese aufgeboten. Ich drehte die Traubenmühle, und mit Hunderten von Saftmustern fuhren wir nach Wädenswil in die Forschungsanstalt, wo die Resultate mühsam mit Taschenrechnern ausgewertet wurden. In der ersten Generation der Klone hatten wir enorme Probleme mit der Gesundheit der Trauben. Im Zuge der Gesamtmelioration wurden dann die neuen Blauburgunderstecklinge auf reblausresistente amerikanische Wurzeln gepfropft.» Kontakte seines Vaters Gerhard zum Rebmeister Huber auf General Willes Gut Mariafeld in Meilen am Zürichsee hätten ergeben, dass der dort angebaute Grossklevner aus Hallau später als lockerbeeriger Blauburgunder Mariafelder-Klon in den Klettgau zurückgekommen sei.