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Von Null auf Hundertfünfzig in der «Bilding»

Seit vier Jahren ist Rosmarie Widmer Gysel (SVP) Vorsteherin des Erziehungsdepartements.

schaffhauser az, 17.07.2008 von Bea Hauser

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Vor vier Jahren gelang es Rosmarie Widmer Gysel, sozusagen aus dem Stand heraus ihrer Partei SVP einen zweiten Sitz im Regierungsrat zu verschaffen. Das Ergebnis war zwar hauchdünn, aber gewonnen war gewonnen. Sie stellt sich zur Wiederwahl.

Mit lediglich 107 Stimmen Differenz gelang es der in Wilchingen wohnhaften Hallauerin Rosmarie Widmer Gysel Ende August 2004, den amtierenden Regierungsrat Herbert Bühl (ÖBS) aus der Exekutive zu drängen. Zusammen mit der damals ebenfalls frisch gewählten SP-Frau Ursula Hafner-Wipf sassen im bislang männerlastigen Regierungsrat plötzlich zwei Frauen. Und beide wollen wieder gewählt werden.

Wie ein Wirbelwind

Die neu gebackene Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel erhielt das Erziehungsdepartement zugesprochen, normalerweise ein eher ungeliebter Bereich von bürgerlichen Regierungsräten. Sie packte ihre Aufgabe an, wie es ihre Art ist - wie ein Wirbelwind. Sie war nur während einer kurzen Zeit Gemeinderätin in Hallau und während einer noch kürzeren Phase SVP-Parteipräsidentin und kennt respektive kannte die Legislative, also den Kantonsrat, nur von aussen, aber sie stieg mit Engagement ins Erziehungsdepartement ein. «Vom ersten Moment an fand ich die Arbeit spannend», sagt sie im Gespräch. Natürlich sei ein nicht kleiner Teil der Arbeit völlig neu gewesen, aber sie lerne gerne und schnell. Aber ein grosser Teil des neuen Berufs, nicht zuletzt die Departementsführung, sei vergleichbar gewesen mit ihrem früheren Job als Finanzdirektorin bei der Farner Consulting in Zürich.
Trotz dieser früheren Tätigkeit sei sie relativ frei und ohne Vorurteile an die neue Arbeit herangegangen, meint Regierungsrätin Widmer Gysel. Natürlich ist der demokratische Ablauf in einer Regierung - mit oder ohne parlamentarischen Auftrag eine Vorlage ausarbeiten, sich mit einer Spezialkommission des Kantonsrats auseinandersetzen und dann das Ganze in einer Debatte im Parlament eventuell auseinander nehmen lassen plus allenfalls eine Volksabstimmung - für einen Neuling ohne Erfahrung eine nicht ganz einfache Herausforderung. «Natürlich ist ein solcher Vorgang schwerfällig, das heisst, er braucht einfach grösseren Zeitaufwand, und man muss viel mehr vorausplanen», meint Rosmarie Widmer Gysel. Sie ist zufrieden mit ihren letzten Jahren, obwohl vieles viel Geduld brauche. «Jedenfalls halte ich die Abläufe sehr gut aus, bis eine Vorlage durch alle Mühlen durchgelaufen ist», unterstreicht sie.

Der grösste Brocken

Widmer Gysel hat ihre Vorlagen in ihrer ersten Amtszeit durchgebracht, sei es im Schulbereich, in der Berufsbildung, im Sport und in der Kultur. Vom grössten Brocken, das neue Schul- und Bildungsgesetz, für das 20 Kommissionssitzungen nötig waren und dessen zweite Lesung noch vor den Herbstferien im Kantonsrat stattfinden wird, ist Rosmarie Widmer Gysel immer noch überzeugt. Trotz Kritik (siehe «az» vom 3. Juli) ist sie sicher, dass das Gesetz in der Volksabstimmung durchkommen wird. «Alle anderen Vorlagen sind auch durchgekommen», betont sie.
Auf das kantonale Engagement in der Kultur ist sie besonders stolz. Sie sei keine Vernissagebesucherin gewesen und habe eher ausschliesslich klassische Musik gehört, aber nun findet sie es eine tolle Herausforderung, jungen Leuten die Kulturförderbeiträge von Stadt und Kanton übergeben zu können oder das Jazzfestival eröffnen zu dürfen.
«Gerne würde ich gerade am Jazzfestival einige Konzerte mehr hören als nur diejenigen am Eröffnungsabend», seufzt sie. Aber eben: Wenn sie nicht um etwa 23 Uhr im Bett sei, dann sei sie anderntags nicht mit sich zufrieden. «Dann stimmt etwas nicht mit mir», sagt sie, sich geradezu schüttelnd.
Nachher lacht sie wieder, verabschiedet sich in ihrem sehr breiten, museal wirkenden Klettgauerdialekt («Bilding», «Ziting») und geht beschwingt von dannen.