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Vom Physischen zum Digitalen

Schaffhauser Nachrichten, 06.02.2009 von Monica Zahner

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Zwei Künstler, zwei Blickwinkel: Richard Müller blickt in Berlin und Paris zum Fenster hinaus; Peter Panyoczki überblickt den weiten Horizont des südlichen Pazifiks.

Das Interesse an der Vernissage vom vergangenen Freitag zur aktuellen Ausstellung des Vebikus war lebhaft. Unter den Gästen konnte Sandra Fehr-Rüegg (Kuratorin Vebikus) auch Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel und Stadtpräsident Thomas Feurer begrüssen. Nach einführenden Worten übergab die Kuratorin das Wort dem in Neuseeland lebenden Künstler Peter Panyoczki, der kurz und verspielt meinte, das schöne Schaffhausen sei ja nahe verbunden mit Neuseeland durch den Rhein, der in den Ozean fliesse. Panyoczki absolvierte zuerst ein philologisches Studium und wurde dann auf autodidaktischem Weg bildender Künstler. In Neuseeland beobachte er, wie er sagt, «die Küste, diese Bruchstelle von Aggregatzuständen, wo sich Himmel und Erde mit dem bewegten Wasser mischen, wo das Ich relativiert und gleichzeitig grösser wird». Panyoczki orientiert sich «bei zumeist toten Denkern, die unser Kollektivgedächtnis mitgeprägt haben und als Stalagmiten der Sinngebungssuche gleichsam zeitlos in die Geschichte ragen». Von ihnen - darunter Ernst Bloch, Dante Alighieri und Walther von der Vogelweide - zieht der Künstler nun einige in seine hier zu sehende Arbeitsgruppe mit ein. Das heisst, er zitiert sie, wenn auch teilweise in einer Blindenschrift, die für uns nicht lesbar ist. Wir nehmen eine Struktur wahr, deren Inhalt uns verborgen bleibt. Doch wir begreifen das Ganze als Bild. Einige Texte sind auf kleinen Zetteln neben den Bildern angebracht und belegen das weite Inspirationsspektrum des Künstlers. Manche Bilder sind Nachahmungen der Natur, die Panyoczki aber auch als «Zeichensystem» verstanden haben will. Seine Einführung im Vebikus offenbarte ihn als eloquenten Interpreten seiner Arbeiten und seiner Philosophie. So gibt er unter anderem zu bedenken, dass er sich «von der Physis natürlicher Materialien zur Vermählung mit dem Digitalen» bewege.

Zu Richard Müller gab Vebikus-Kurator Andreas Lüthi eine aufschlussreiche Einführung in die Biographie und das Schaffen des 1962 in Schaffhausen geborenen und in Paris lebenden Künstlers, der 2006 im Berliner Gastatelier des Kantons Schaffhausen lebte und arbeitete. Zwar ist Müller nun französischer Staatsbürger, dennoch ist er auch immer wieder in Schaffhausen präsent, wie kürzlich, in der Ausstellung «Blaue Stunde» im Museum zu Allerheiligen. Landschaften und ausgesuchte Orte sind Anlässe für seine bildnerischen Transformations- und Variationsprozesse. Am Ziel dieser Prozesse mit verschiedenen Bildmedien steht immer das Bild. Als genauer Kenner der einzelnen Medien verfügt er über ein breites spielerisches Potential. So wird «eine Postkarte zur Fotografie, die Fotografie zur Zeichnung, die Zeichnung zur Installation. Oder ein Video wird zum Videostill, das Videostill zur Zeichnung, die Zeichnung zum Wandbild» (Theodora Vischer). Im Vebikus zeigt Müller unter anderem aktuelle Arbeiten, die im Berliner Atelier des Kantons Schaffhausen entstanden sind. Dort fotografierte er allabendlich die Szenerien, die sich ihm boten beim Blick aus dem Fenster. Ebenso inspiriert ihn der Blick aus seinem Pariser Atelier. Dort sind auch einige Zeichnungen entstanden, die nun im Vebikus zu sehen sind.

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