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Sie sind aus dem Militärdienst entlassen!
Schaffhauser Nachrichten, 12.03.2010 von Daniel Jung
Mit Fahnenmarsch, Spatz und dem Dank der Regierung wurden gestern 123 Schaffhauser Wehrmänner verabschiedet.
Die meisten Soldaten geben ihre Waffe ab. Nur wenige der 123 Wehrmänner, die am Donnerstagmorgen ihr persönliches Material ins Schaffhauser Zeughaus bringen, um am Mittag für immer aus dem Militärdienst entlassen zu werden, möchten ihre Waffe auch nach dem Dienst behalten. Diejenigen, welche die Waffe weiterhin als Sportgerät nutzen möchten, müssen seit diesem Jahr frühzeitig einen Waffenerwerbsschein beantragen und dafür unter anderem einen Strafregisterauszug abliefern. Daneben müssen sie auch in den letzten drei Jahren an mindestens zwei obligatorischen Schiessübungen und zwei freiwilligen Feldschiessen teilgenommen haben.
«Es gibt auch einige Schützen, die das verpassen und es dann bedauern», sagt Oberstleutnant Mike Schneider über diese neuen Bestimmungen. Doch auch wenn ein Wehrmann sein Gewehr behalten möchte, muss er es vorerst im Zeughaus abgeben. Denn bevor die Gewehre in Privatbesitz übergehen, werden sie so umgebaut, dass kein Serienfeuer mehr geschossen werden kann.
Bajonett und Grundtrageinheit
Wie alles Material werden die abgegebenen Gewehre an diesem Donnerstagmorgen in Palettboxen eingelagert. Mit dem Gewehr geben die Soldaten auch Tragriemen und Bajonett ab. Danach folgen Jacke und Hose des Tarnanzugs, die Kälteschutzkleidung, die Gasmaske und die sogenannte Grundtrageinheit, das umgehängte Taschenset für Patronen, Feldflasche und Farmerstängel. Am Donnerstag wurden 123 Schaffhauser Wehrmänner aus fünf Jahrgängen aus der Wehrpflicht entlassen. Die 34-jährigen Soldaten wurden altershalber verabschiedet. Von den jüngeren Wehrmännern der Jahrgänge 1977 bis 1980 wurden jene aus der Armee entlassen, die ihre Dienstzeit vollständig erfüllt haben.
Militärische Atmosphäre
Die Soldaten kommen ab neun Uhr allein oder in kleinen Gruppen ins Zeughaus. Die meisten tragen den Ausgangsanzug der Armee, Einzelne kommen in Zivilkleidung. Beim Eintreten ins Zeughaus, noch vor jeder Begrüssung, ertönt eine klare Frage: «Name?» Betriebssoldat Samuel Merk, der im Schaffhauser Zeughaus WK-Dienst leistet und die Materialabgabe vorbereitet hat, erzeugt so gekonnt eine militärische Atmosphäre. Da das Schaffhauser Zeughaus nur noch für kleine Aufträge im Bereich des persönlichen Materials zuständig ist, sind für die Abgabe einige Fachleute des Armee-Logistikzentrums Hinwil angereist. Unter den Abtretenden ist auch SVP-Kantonsrat Daniel Preisig. Er bringt sein Material in einer grossen Plastikkiste mit, aus der er am jeweiligen Posten nach kurzer Sucharbeit den gefragten Gegenstand hervorzaubert. «Ich bin eher froh, dass ich jetzt fertig bin», sagt er, «das gibt wieder Platz in meinem Keller.» Um Viertel vor zwölf treffen sich die Wehrleute mit den Ehrengästen im Park Casino zum Mittagessen. Aus grünen Warmhaltekisten wird ein erstklassig zubereiteter Spatz, ein Eintopf mit Siedfleisch, Kartoffeln und Karotten, geschöpft. Die UBS hat zum Dessert Vanillecornets spendiert.
Lob für das Milizsystem
Doch bevor sich die Soldaten zum letzten Mal militärisch verpflegen, steht noch Militärmusik auf dem Programm. Es werden gekonnte Interpretationen der Nationalhymne und des Fahnenmarsches geboten. Noch zweimal werden die Wehrleute von Oberstleutnant Mike Schneider in die Achtungsstellung befohlen. Dann folgt die Dankesrede der Schaffhauser Militärdirektorin, Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel. Sie bedankt sich bei den Wehrleuten für die geleisteten Dienste und erinnert an wichtige sicherheitspolitische Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und die damit einhergehenden beständigen Armeereformen. Unsere Welt der hochtechnischen Informationstechnik werde immer verletzlicher, erklärt sie. Sie bekennt sich klar zum Milizsystem und zur Territorialarmee. «Es wäre blauäugig, die Fähigkeit für den klassischen Verteidigungskrieg aufzugeben», sagt sie. Schliesslich verabschiedet sie sich von allen Anwesenden mit einem persönlichen Händedruck. Beim Mittagessen erinnern sich die Soldaten dann an die guten Momente ihres Militärdienstes, vor allem an die Kameradschaft und die schönen Flecken der Schweiz, die sie im Dienst gesehen haben. «Geschadet hat es uns nicht», bilanziert der abtretende Feldweibel Daniel Bührer.