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Schaffhauser holt Gold vor Heimpublikum

Schaffhauser Nachrichten, 09.11.2017 von Corina Fendt / Christoph Merki

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Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel begrüsste als OK-Präsidentin den STV-Breitensport-Chef Jérôme Hübscher. Bild cfe

Dennis Mannhart zählte einst zu den hoffnungsvollsten Kunstturntalenten schweizweit. Gestern nun wurde der Neuhauser in der Schaffhauser BBC-Arena mit dem STV Wetzikon Schweizer Meister im Vereinsturnen.

In Neuhausen am Rheinfall aufgewachsen, fand der heute 31jährige Dennis Mannhart schnell Freude an Sport und Bewegung. Im Kunstturnzentrum Schaffhausen lernte er seine ersten Handstände und Radwenden. Über einen Zwischenstopp in Zürich wurde er 2006 schliesslich ins Schweizer Nationalkader aufgenommen. Als äussert talentiertem Kunstturner wurde ihm eine grosse sportliche Zukunft vorhergesagt.

Vier Jahre in Amerika studiert

In Magglingen aber wurde Mannhart nicht glücklich. Zu abgeschottet von der Aussenwelt sei er dort oben gewesen, zu wenige Möglichkeiten für ein Studium habe es gegeben. Nach unzähligen Trainingsstunden, der WM-Teilnahme im Jahr 2007 und der Auszeichnung mit dem Schaffhauser Panathlon-Preis ein Jahr darauf verliess er 2008 das Kunstturn-Nationalkader. Im Jahr 2009 ging er für vier Jahre in die USA zum Studieren. «In Amerika trainierte ich nebst dem Studium zwar noch täglich», blickt Mannhart zurück. «Aber die Wettkämpfe bestritt ich schon oft im Team und nicht mehr als Einzelsportler, wie das noch in der Schweiz der Fall gewesen war.» Zurück in der Schweiz, wollte Mannhart nicht «nichts mehr machen». Und so fand er den Weg zurück zum Turnen und zum STV Wetzikon – eben diesem Verein, welcher ihm in jungen Jahren eine Passivmitgliedschaft gewährte, um als Schaffhauser im Zürcher Kunstturnzentrum dabei zu sein.

Barrentraining in Wetzikon

Seit drei Jahren nun geniesst Mannhart das Turnerleben mit dem STV Wetzikon. Einmal die Woche nimmt er die Fahrt von Neuhausen nach Wetzikon auf sich, um mit seinen Vereinskollegen am Barren zu trainieren. Daneben spielt er Badminton oder Squash – ein Ausgleich, den er früher nicht hatte. Vor den SMV haben die Turner das Training etwas intensiviert, schliesslich gelten sie nebst ­Rickenbach, Mels und Roggiswil als die stärksten Barrenturner überhaupt. Mehrmals schafften sie den Sprung auf das Podest, zuletzt holten sie vor einem Jahr mit der Note von 9,62 die Bronzemedaille an den Schweizer Meisterschaften. «Sind wir am Barren, geben wir uns grosse Mühe», betonte Mannhart. «Verbissen sind wir aber nicht, denn uns allen ist das Zusammensein wichtiger als der sportliche Erfolg», sagte der Neuhauser weiter.

Doppeleinsatz in Schaffhausen

Eine Saison lang hatte Mannhart gar doppeltes Turnerleben. Nebst dem STV Wetzikon war er auch regelmässig in Buchthalen anzutreffen. Schnell aber wurden ihm zwei Turnvereine zu viel und er entschied sich fortan nur noch mit Wetzikon zu trainieren. An Schweizermeisterschaften half er aber bereits zweimal den Buchthalern am Reck aus. Und so stand Mannhart am Samstagmorgen kurz nach 9.00 Uhr im Einsatz – neun Stunden bevor er dies mit Wetzikon tat. Am Reck aber sollte es an diesem Wochenende nicht für den Final reichen. «Die Synchronität hat zu wenig gestimmt», analysierte Mannhart. Ein besserer Auftritt gelang ihm später im Vereindress des STV Wetzikon.

Grosse Show in voller Halle

In der gut besetzten BBC-Arena traten sie am Samstagabend zur Vorrunde an. Schnell war klar, dass auch in diesem Jahr mit ihnen zu rechnen ist. Synchronität, Show und Elemente höchster Schwierigkeit begeisterten das Publikum – und offensichtlich auch die Wertungsrichter, die dem STV Wetzikon eine 9,80 und damit die höchste Barrennote der Vorrunde gaben. Am Finaltag, dem Sonntag, sei er schon ­etwas nervös gewesen. Aber verglichen mit früher sei er gelassen an diese Meisterschaften angetreten.

Um 15.30 Uhr am Sonntagnachmittag war es dann so weit. Zuerst der Fähnrich, dann die Turnenden schritten zum grossen Final in die nun voll besetzte BBC-Arena ein. Es war eine fulminante Show. Jeder Salto sass, die Synchronität zwischen den Turnern stimmte, die Höchstschwierigkeiten konnten geturnt werden. Am Schluss gingen die Fäuste in die Höhe, die Turner strahlten und fielen sich feiernd in die Arme. «Wir haben unser Bestes gezeigt, wenn es eine Medaille ist, umso schöner», sagte Mannhart nach der Vorführung. «Das Beste» sollte in diesem Jahr für die Goldmedaille und damit den Schweizer-Meister-Titel im Barrenturnen reichen.

Und ein Schaffhauser, der den Pokal vor Heimpublikum in die Höhe stemmt – ein schöner Abschluss zweier packender Wettkampftage in der oft voll besetzten BBC-Arena.

«Wir haben unser Bestes gezeigt, wenn es eine Medaille ist, dann ist das umso schöner.»

Goldturner mit dem STV Wetzikon am Barren

Ein Turnstar zum Anfassen Giulia Steingruber mischte sich unter die Begginger im Partyzelt

Die Prominenz traf sich mit der Turnfamilie

· Das «Treffen der Besten» wurde auch neben dem Wettkampfplatz zelebriert. Gut gelaunt haben sich die beiden Begginger Brüder Richie (l.), ehemaliger Nationalkaderturner, und der ehemalige Schaffhauser Kunstturner Jerry Wanner mit Giulia Steingruber unterhalten. Die Kaderturnerin hat am Samstag die Qualifikationsrunde verfolgt und war ob der gezeigten Leistungen der Vereine und der Atmosphäre begeistert: «Es war richtig lässig, die vielen Vorführungen zu sehen.»

· Regierungspräsidentin und OK-Präsidentin Rosmarie Widmer  Gysel begrüsste die zahlreich erschienenen Ehrengäste und Sponsoren zum Apéro am Sonntagmorgen. Unter den geladenen Gästen befand sich auch Jérôme Hübscher, Chef Breitensport , im Schweizerischen Turnverband (STV). Nach den offiziellen Ansprachen genossen die Gäste Vereinsturnen auf höchstem Niveau, ehe sie zu einem gemeinsamen Mittagessen und den beiden Finalblöcken vom Nachmittag eingeladen wurden.

· Für manche gehört das Fest genauso zu den SMV wie der Sport selbst. Und so hatten Ro man Wanner (l.) und Jörg Ryser, die beiden Barchefs, am Samstagabend alle Hände voll zu tun. Knapp zwölf Stunden sorgten sie zusammen mit den vielen Barkeepern für einen reibungslosen Ablauf mit Musik und Drinks.

· 600 Helferinnen und Helfer trugen massgeblich dazu bei, dass die SMV reibungslos über die Bühne gingen. Ob im Barzelt, in der Festwirtschaft, beim Auf- und Abbau der Wettkampfanlagen oder an der Kasse – die Helfenden in den hellblauen T-Shirts waren überall präsent. Im Bild Corine Miklo (l.) und Linda Surber.

· Gleich doppelt aktiv war vergangenes Wochenende der Wilchinger Milan Bukovac . Nebst seiner Funktion im OK im Bereich Wettkampf hat er mit dem TV Stein/Appenzell-Ausserrhoden in der Gymnastik Kleinfeld 35+ mitgeturnt und sich sogar den Meistertitel gesichert. Auch seine Freundin war eingespannt worden. Sie hat die Gymnastikdresses nach der Vorrunde über Nacht gewaschen, damit die Turner am Sonntag wieder in sauberen Kleidern antreten konnten.

Originalbericht SN