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Schaffhausen hat Pionierrolle bei der schweizweiten Harmonisierung der Schule

Einmal Musterschüler sein

schaffhauser az, 27.03.2008 von Praxedis Kaspar

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«Harmos» macht die Schule einheitlicher und individueller zugleich. Schaffhausen ist Ende Januar als erster Kanton dem neuen interkantonalen Konkordat über die Harmonisierung der obligatorischen Schule beigetreten - erwartungsfroh und gut gerüstet.

Selbstverständlich ist nicht reine Harmonie, was «Harmos» heisst: Im Kanton Thurgau ist eine Unterschriftensammlung gegen das Grossprojekt im Gang, und auch in Luzern ist das Referendum ergriffen worden. Der Widerstand kommt meist von der politischen Rechten respektive der SVP. Im Kanton Zürich kommt die Vorlage erst im Sommer ins Parlament und die übrigen Kantone sind unterschiedlich weit in ihren Vorbereitungen auf dieses Schulharmonisierungsprojekt, das seinesgleichen sucht: Seit im Jahr 1970 das Schulkonkordat eingeführt wurde, hat man in der Schweiz nie mehr versucht, die obligatorische öffentliche Schule so konsequent zu modernisieren und auf eine allen Kantonen gemeinsame Basis zu stellen.
Machen mindestens zehn Kantone mit, wird «Harmos» in Kraft gesetzt - selbstverständlich nur für die bejahenden Kantone und nicht, wie da und dort fälschlicherweise gemeldet, für alle. Schaffhausen ist, wie gesagt, seit dem 31. Januar dabei und wartet jetzt gespannt auf seine «Mitschüler». Derweil ist man nicht müssig, im Gegenteil: Während das neue Schulgesetz, das die Anforderungen von «Harmos» bereits erfüllt, der zweiten Lesung entgegengeht und später noch von den Stimmenden beurteilt werden muss, arbeitet Raphaël Rohner, Sekretär des Erziehungsdepartementes, zusammen mit den Fachpersonen der Bildungsdirektion bereits an Detailfragen, unter anderem als Präsident jener interkantonalen Projektkommission, die Erziehung und Bildung der vier- bis achtjährigen Kinder auf Basis- und Grundstufe völlig neu gestalten wird. Bildungsdirektorin Rosmarie Widmer Gysel arbeitet im Vorstand der Erziehungsdirektorenkonferenz mit, deren aktuelles Grossprojekt das besagte «Harmos» ist.

ELF JAHRE SCHULPFLICHT

Einheitlicher und individueller zugleich: Voraussichtlich im nächsten Jahrzehnt wird die Schweizer Schule den Anforderungen einer stark gemischten, hochmobilen mitteleuropäischen Gesellschaft mit wesentlichem Anteil an Menschen mit Migrationserfahrung besser gerecht werden. Das Zügeln von Kanton zu Kanton wird kein Problem mehr sein, der moderne Fremdsprachenunterricht und erst recht der Unterricht in der Regionalsprache wie auch in der Muttersprache - all dies wird seinen genau beschriebenen Platz in der Schule haben. Das einzelne Kind wird in diesem System, dem ein einheitlicher Deutschschweizer Lehrplan zugrunde liegt, individueller gefördert, vor allem durch die Neugestaltung der Einschulung in den ersten vier bis fünf Jahren der Schulpflicht.
«Harmos» steht auf mehreren tragenden Pfeilern: Schweizweit werden verbindliche gemeinsame Bildungsstandards entwickelt und einer fortlaufenden Qualitätskontrolle in Bezug auf ihre Schülertauglichkeit unterzogen.
Der Schuleintritt geschieht mit vier Jahren, der Kindergarten ist obligatorisch und dauert zwei Jahre, die Primarstufe inklusive Kindergarten dauert acht Jahre, die Sekundarstufe eins dauert drei Jahre. Damit wird die obligatorische Schulpflicht auf elf Jahre erhöht, die Phase der Einschulung kann je nach Bedürfnis und Fähigkeiten des Kindes unterschiedlich lange dauern. Separation wird durch Integration ersetzt: Wer nicht mithalten kann, wird innerhalb des Klassenverbands von Fachkräften unterstützt und bekommt mehr Zeit. Auf Primarstufe werden Blockzeiten eingeführt, begleitet von Tagesstrukturen, in deren Gestaltung die Kantone relativ frei sind. In die Primarschule gehören zwei Fremdsprachen: eine zweite Landessprache und Englisch. Womit die Schule beginnt, steht ihr frei. Schaffhausen hat sich mit den meisten andern Ostschweizer Kantonen auf Englisch ab der dritten und Französisch ab der fünften Klasse geeinigt. Auf Sekundarstufe kann eine dritte Landessprache, also Italienisch, gelernt werden. Lehrpläne und Lehrmittel werden in allen Kantonen die gleichen sein, die Romandie hat einen eigenen Lehrplan entwickelt. Raphaël Rohner erinnert sich mit Freude an die gute Aufnahme von «Harmos» im Kantonsrat. Er sieht «Harmos» nicht nur als ein Instrument der Vereinheitlichung, er verspricht sich auch eine echte Verbesserung der Schule mit verbindlichen Standards und nachvollziehbarer Qualitätskontrolle. Dass dabei der junge Mensch im Zentrum stehen muss, dass Spielfreude und Unbeschwertheit die ersten Schuljahre prägen sollten, das betrachtet er als zentrale Forderung an das neue Modell.