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Nach einem letzten Mal «Ruhn!» entlassen

Schaffhauser Nachrichten, 28.11.2014 von Dario Muffler

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Mit einem Händedruck wurden die Schaffhauser Wehrmänner von Militärdirektorin Rosmarie Widmer Gysel entlassen. Danach – und auch schon davor – pflegten die Verabschiedeten heitere Geselligkeit. Bild Selwyn Hoffmann

191 Wehrmänner haben gestern ihren Militärdienst beendet. Die meisten von ihnen nahmen auch an der Verabschiedung teil.

Donnerstagmorgen, kurz vor halb zehn, zahlreiche Männer bewegen sich schwer bepackt mit Rucksack und Gewehr zum Zeughaus auf der Breite. Die meisten von ihnen in Uniform, die einen motiviert, während andere eher den Eindruck machten, es schnell hinter sich bringen zu wollen.

Diese Wehrmänner traten gestern an, um entlassen zu werden. Den ersten Schritt taten sie, indem sie ihr Material abgaben. Bei der Entladekontrolle stellte sich heraus, dass die einen wohl länger kein Gewehr mehr in der Hand gehabt. Andere wiederum hatten die paar Handgriffe schnell ausgeführt. Bajonett, Flickzeug und Weiteres wurde in der Tasche gesucht, gefunden und abgegeben. Tarnanzugshosen und -jacken mussten ebenfalls abgegeben oder dann bezahlt werden. Einige nahmen nichts mit nach Hause, andere freuten sich über Shirts oder Schuhwichse. Die geschenkte Flasche Staatswein aber nahmen sie alle mit.

Kleine, aber würdige Feier

177 Soldaten und Unteroffiziere sowie 14 Offiziere zählt die Liste jener, die altersbedingt oder aufgrund erfüllter Dienstpflicht dieses Jahr ausscheiden. Heuer ist darunter keine einzige Frau zu finden. Dafür ein Regierungsrat, genauer sogar der Regierungspräsident: Oberst Christian Amsler nämlich war gestern der älteste Offizier unter den Wehrmännern. Auch ihn entliess seine Amtskollegin Rosmarie Widmer Gysel mit Handschlag und dankte ihm für seinen geleisteten Dienst. Im Park Casino wurde die Ehre der persönlichen Verabschiedung aus der Armee aber allen der etwa 167 anwesenden Wehrmänner zuteil, nachdem die Militärdirektorin ein letztes Mal in der Militärkarriere rief: «Ruhn!» Darauf waren ein paar Jubelschreie zu hören, und Applaus kam auf. Zuvor hatten die zum Teil schon etwas ungeduldigen Männer für die Nationalhymne sowie den Fahnenmarsch auf den Befehl von Kreiskommandant Matthias Bänziger ein letztes Mal stillzustehen. In ihrer Rede sprach Widmer Gysel von einer guten Tradition, die Wehrmänner mit einer einfachen, aber würdigen Feier zu entlassen. «Es war schon früher kein Tag der grossen Trauer», meinte sie. «Das darf aber auch so sein.» In ihrer Ansprache unterstrich sie die Notwendigkeit der Armee. Vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen, immer grösser werdenden Bedrohungen, die nur noch wenige Flugstunden entfernt von hier liegen würden. «Es hat sich viel verändert in der Armee.» Das sei auch notwendig. «Doch etwas ist geblieben: Sie haben alle Dienst geleistet und mussten Zeit und Freizeit zur Verfügung stellen.» Dabei wies sie auch auf die Vorteile des Schweizer Milizsystems hin. Auch wenn die meisten Entlassenen gestern ihr gesamtes Material abgegeben haben, bleiben viele Erinnerungen. Es sei Zeit geworden, so der Tenor. Ein Kapitel im Leben, das man nun schliesse. Dass es aber auch gute Zeiten gegeben hatte, bewies die lockere Atmosphäre, die im Park Casino herrschte.

Originalbericht SN