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Mozart ist nicht leicht zu ergründen

Schaffhauser Nachrichten, 24.10.2006 von Walter Joos

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Mit dem Versuch, Wolfgang Amadeus Mozart als Mensch näher zu ergründen, eröffnete Urs Frauchiger den neunten Zyklus der Senioren-Uni.

Wer war Wolfgang Amadeus Mozart? Welche persönlichen Erfahrungen inspirierten den grossen Komponisten zu seinen grandiosen musikalischen Werken? Dieser Frage ging Urs Frauchiger gestern vor rund 200 interessierten Personen an der Eröffnungsveranstaltung des neunten akademischen Jahres der Senioren-Universität Schaffhausen im Park Casino an der Steigstrasse nach. Bevor Erna Weckerle als Vorsitzende der Programmkommission der aktiven Bildungsinstitution dem aus Bern angereisten Musikwissenschaftler das Wort erteilte, überbrachte Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel den anwesenden Hörerinnen und Hörern die Grüsse der Exekutive. Angesichts der weltweiten «Wissensexplosion» werden selbständiges Denken und lebenslanges Lernen immer wichtiger, betonte die Vorsteherin des Erziehungsdepartementes und lobte gleichzeitig das Angebot der einheimischen Senioren-Universität.

Trotz der weiterhin zunehmenden Flut von Informationen und Publikationen gibt es nach Urs Frauchiger jedoch weiterhin Personen und Sachen, die sich gar nicht so leicht ergründen lassen. Zu diesen gehört trotz Mozartkugeln und Amadeus-Rummel offensichtlich auch der vor 250 Jahren an der Getreidegasse in Salzburg geborene Komponist. Mit keinem Tonschöpfer haben sich laut Aussage des versierten Dozenten die Menschen so pausenlos und intensiv beschäftigt, wie mit Wolfgang Amadeus Mozart. Trotz des damit verbundenen Mythos und der zahllosen Klischees wissen wir - so Urs Frauchiger - heute vergleichsweise wenig über den begnadeten Musiker. Das hat den ehemaligen Cellisten und Leiter des Studios Bern von Radio DRS sowie den späteren Direktor des Konservatoriums, der Musikhochschule Bern und der Stiftung Pro Helvetia jedoch in keiner Weise gehindert, sich in mehreren Publikationen auf seine Weise Mozart zu nähern. Aus seiner Sicht ist die intellektuelle und emotionale Auseinandersetzung mit der schillernden Persönlichkeit von Mozart eine Voraussetzung für ein vertieftes Verständnis seiner einzigartigen musikalischen Werke. Musik ist mehr als eine Folge von Tönen, sie basiert insbesondere bei Mozart auf persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen, Erfolgserlebnissen und Enttäuschungen. Nur wer bereit ist, sich auf dieses Umfeld einzulassen, gelangt zu einem vertieften individuellen Erlebnis. Komponist, Interpret und Zuhörer bilden nach Urs Frauchiger ein Ganzes.
Weil sich bei Mozart Fakten und Mythen so oft ineinander verschlingen und weil viele Vorurteile, Rituale und Widersprüchlichkeiten den Zugang zu seinem wahren Wesen verstellen, bedarf es nach Auffassung des Referenten eines wachen Interesses und einer besonderen Offenheit, um seine Persönlichkeit über die vordergründige Heldenverehrung zu erfahren. Viele wesentliche Begebenheiten bleiben uns trotz intensiver Forschung für immer ein Rätsel. Dazu gehört auch - so Urs Frauchiger bei der Beantwortung der Fragen aus dem Auditorium - die eigentliche Ursache seines frühen Todes. Seine angeschlagene Gesundheit hing jedoch unzweifelhaft mit den unglaublichen Strapazen zusammen, die Vater Leopold seinem Sohn bereits in jungen Jahren mit ungezählten Reisen kreuz und quer durch Europa zumutete. Zahllose Briefe zeigen die dabei gewonnen Eindrücke auf und wecken damit auch die Lust, sich mit dem Leben von Wolfgang Amadeus Mozart näher zu befassen. Die von Urs Frauchiger verfassten Publikationen bilden dazu ohne Zweifel einen guten Einstieg.

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