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Mit moderaten Kandidaten zum Erfolg

Schaffhauser SVP fest im Regierungssattel - Ernst Landolt als Kandidat für die Ersatzwahl

Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2010 von Caspar Heer

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Die SVP Schaffhausen schlägt zuweilen scharfe Töne an, setzt aber in der Exekutive auf moderate Kandidaten, auch im Hinblick auf die Regierungs-Ersatzwahl vom 29. August.

Der Schaffhauser SVP-Präsident Werner Bolli gilt nicht als zimperlicher Politiker. Er hat den Blocherschen Rückenwind in den eidgenössischen Abstimmungskämpfen der letzten Jahre geschickt genutzt und die Partei zur stärksten Kraft im Kanton gemacht. Anders als in Bundesbern hat sich die Schaffhauser SVP allerdings nie in eine Situation manövriert, die ihre Regierungsbeteiligung in Frage gestellt hätte.

Dank einer geschickten Auswahl ihrer Regierungsmitglieder ist die SVP-Mitarbeit in der Exekutive des Kantons heute unumstritten. Das verlangte der Partei allerdings hin und wieder einen beträchtlichen Spagat ab. So hatte sich Rosmarie Widmer Gysel, die jetzige Finanzdirektorin, im Abstimmungskampf um den Schweizer Uno-Beitritt offen gegen die Schweizer Parteilinie gestellt und musste als Parteipräsidentin zurücktreten. Doch wenig später schickte sie die SVP ins Rennen um einen Regierungssitz, weil sie für breite Kreise wählbar war.

Anerkennung über die eigene Partei hinaus hat sich auch der zweite SVP-Exponent in der fünfköpfigen Regierung erworben, Volkswirtschaftsdirektor Erhard Meister. Der studierte Agronom hat seine Regierungsaufgaben immer mit der Sachlichkeit des Naturwissenschafters angepackt und stand dabei mehr als einmal im Gegenwind aus dem konservativen Lager. Ein Beispiel dafür ist sein Vorschlag für eine radikale Gemeindereform. Seine hervorragenden Resultate in allen Bestätigungswahlen zeigen aber, dass er gerade wegen seiner unabhängigen Art des Regierens beliebt war.

Meister tritt nun auf Ende Jahr zurück, und die SVP verfährt wieder nach dem bewährten Muster, um diesen Regierungssitz zu sichern: Sie schickt Ernst Landolt ins Rennen, der wie Meister ein moderater Konservativer und gewiss kein polarisierender Polterer ist. Landolt stammt aus Glarus, führt einen Landwirtschaftsbetrieb in Rüdlingen und ist bekannt geworden als Leiter des Schaffhauser Bauernverbands. Sein einziger Gegner ist der 25-jährige Matthias Frick von der linken Alternativen Liste Schaffhausen, der sich zwar im Wahlkampf erstaunlich gut schlägt, aber dennoch chancenlos bleiben dürfte. Keine andere Partei hat einen Gegenkandidaten aufgestellt.

Die Sympathie von SP und Ökoliberalen gilt zwar Frick, doch ein Schreckgespenst ist der auch in ökologischen Fragen engagierte Landolt für sie bei weitem nicht. Auch die FDP hat sich vorbehaltlos hinter Landolt gestellt. Das ist nicht ganz selbstverständlich, hat doch die SVP bei der letzten Regierungsrats-Nachwahl trickreich versucht, den FDP-Kandidaten Christian Amsler zu Fall zu bringen. Das hat das bürgerliche Bündnis zwar arg strapaziert, der SVP aber offenbar kaum geschadet.

Eine Spaltung seiner Partei muss Präsident Bolli jedenfalls kaum befürchten. Zwar hat die Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) angekündigt, sie wolle auch in Schaffhausen eine Kantonalpartei gründen. Laut Renato Krähenbühl, Leiter der BDP-Geschäftsstelle in Bern, sind noch keine konkreten Vorbereitungen im Gang. Das Interesse bestehe jedoch, und die Macht der SVP oder die Grösse des Kantons seien keine Gründe, auf die Ambitionen zu verzichten. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Schaffhausen für eine Erweiterung des Parteienspektrums zu klein ist. Solange die SVP auf Kantonsebene ein breites Spektrum integriert und ihr Profil eher bei eidgenössischen Kampagnen schärft, dürfte ihr eine BDP kaum gefährlich werden.

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