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Mehr Boni statt höherer Löhne
Schaffhauser Nachrichten, 23.11.2010 von Zeno Geisseler
Kommentar
Dem Kanton Schaffhausen geht es finanziell immer noch gut. Dank den Überschüssen aus den Vorjahren sind das zu erwartende negative Ergebnis für 2010 und die Lücke im Voranschlag 2011 zu verkraften.
Zu verkraften ist im Prinzip auch die Lohnerhöhung von 0,8 Prozent. Aus der Sicht vieler Steuerzahler muss diese Lohnerhöhung aber seltsam anmuten, ja unrealistisch. Ein KMU, das rote Zahlen schreibt, aber die Saläre anhebt? Unvorstellbar. Eine Familie, die weniger Geld zur Verfügung hat, sich aber eine teurere Wohnung mietet? Eine schlechte Idee. Wenn eine Grossbank ihren Angestellten auch in der Krise höhere Löhne bezahlt und das mit den Angeboten der Konkurrenz begründet, dann schreien insbesondere die Linken auf und reden von Abzockerei. Wenn der Kanton rote Zahlen schreibt und dennoch die Löhne erhöhen will, dann schreien die Genossen zwar auch auf, aber nicht etwa, weil sie gegen eine Lohnerhöhung sind, sondern weil sie sogar fordern, dass die Lohnerhöhung noch stärker ausfallen soll. Schliesslich seien in der Privatwirtschaft die Löhne ja auch angehoben worden. Was viele übersehen: Die Privatwirtschaft, und dabei ausgerech- net die viel geschmähte Finanz- industrie, könnte in der Tat ein Vorbild sein bei der Kompensation der Mitarbeitenden des Kantons. Wenn es einen guten Abschluss gibt, profitieren die Angestellten von einer einmaligen, relativ hohen Sonderzahlung. Wenn das Resultat schlecht ist, fällt der Bonus geringer aus oder er entfällt. Und ein wachsames Parlament verhindert Exzesse wie bei gewissen Banken. So einfach ist das. Und für alle verständlich und nachvollziehbar. Für die Mitarbeitenden. Für den Kantonsrat. Und vor allem für die Steuerzahler.