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Kulinarisches, Politisches, Kulturelles und Alphornklänge zu Ehren des Vaterlandes

Schleitheimer Bote, 08.05.2008 von Kurt Schönberger

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Etwas ganz Besonderes liess man sich dieses Jahr in Neunkirch einfallen: den ganzen Tag hindurch wurde gefeiert. Es gab einen Buurezmorge, die Einweihung des neuen 'alten Turnplatzes', eine viel beachtete Festrede, alles umrahmt von musikalischen Darbietungen mit dem Höhepunkt des Auftrittes der zwölfjährigen Lisa Stoll aus Wilchingen mit ihrem Alphorn. Ausserdem konnte bei der Tell's Party mit Kuhstallbar bis in alle Nacht hinein gefeiert werden. Für die tadellose Organisation war die SVP Neunkirch unter Präsident Ueli Senn verantwortlich.

Den Anfang der diesjährigen Feier machte einmal mehr das Geläute der Bergkirche mit der ältesten Glocke des Kantons morgens um fünf Uhr. Dann waren die Landfrauen im Einsatz. Sie verwöhnten ihre zahlreichen hungrigen Gäste mit einem hervorragend mundenden Buurezmorge. Nicht wie geplant allerdings auf dem neuen 'alten Turnplatz', sondern des ständigen Regens wegen unter dem Vordach der Städtlihalle.

Neuer 'alter Turnplatz' als neuer Begegnungsort

Erster Höhepunkt der Feier war die Inbesitznahme des neu gestalteten 'alten Turnplatzes' oberhalb der 'Stadtkirche' durch die Bevölkerung. Tiefbaureferent Daniel Kohler ging auf dessen Historie ein und durfte als eigentliches Highlight der Bevölkerung zwei grosszügige Spenden für dessen Ausgestaltung übergeben: einen prächtig gestalteten Brunnen sowie sechs Parkbänke, gespendet von der Dr. Peyer-Wildberg'schen Familienstiftung aus Anlass deren 100 jährigen Jubiläums sowie eine Skulptur des Kunstschaffenden Peter Brunner. Letztere mit dem Namen 'Zwischenhalt'. (Im Sinne einer Würdigung dieser grosszügigen Spenden werden in unserer nächsten Ausgabe näher auf den neuen 'alten Turnplatz' eingehen.)

Musikalische Leckerbissen

Sehr schön und stimmungsvoll umrahmt wurde die Feier von einer kleinen Formation des Musikvereins Neunkirch sowie dem Jodelclub Alpenrösli Schaffhausen. Mit Letzterem zusammen wurde gemeinsam die Landeshymne gesungen - so schön, dass es einem fast ein 'bisschen gschmuch ums Härz' wurde!

Funktionierendes Gemeinwohl dank ehrenamtlicher Tätigkeit

Begrüsst zur offiziellen Feier wurde die erwartungsfrohe Festgemeinde dann von Gemeindepräsidentin Annegreth Steinegger. Sie entbot die Grüsse des Gemeinderates und verdankte die (oben erwähnten) Spenden herzlich. Sodann benützte sie gerne die Gelegenheit, den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in Vereinen und Institutionen im Städtli für ihren uneigennützigen Einsatz zu danken - 'Sie leisten damit einen wertvollen Beitrag, damit unser Gemeinwohl überhaupt funktioniert!' Dann leitete sie über zur Festrede 'in waschechtem, schönem und braatem Hallauer-Dialekt' und kündigte damit in sympathischen Worten Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel an.

Hier Ablehnung des Hurrapatriotismus - da Identifikation mit dem Schweizer Kreuz

Die Regierungsrätin wurde gleich zu Beginn ihrer Rede deutlich und klar, indem sie mit Beispielen auf einen möglichen Widerspruch hinwies: hier die Ablehnung des Hurrapatriotismus, da der Jubel um das Schweizerkreuz. Hier die Meinung, mit einem 'Fahnentürgg' oder dem Singen der Nationalhymne Mühe zu haben, dort der unendliche Jubel um die Schweizer-Fussballnationalmannschaft. Und sie stellte die Frage in den Raum, ob dies nun Widersprüche seien oder eben doch nicht? Als Antwort darauf meinte sie: 'Wahrscheinlich leben wir Schweizer in einem gespaltenen Verhältnis zum öffentlichen Gefühlsbereich. 'Gfüehl empfinde ond Gfüehl zaage sind zwaa Paar Schueh. Vor allem dänn, wäme Gfüehl vo Aagesicht zu Aagesicht sött zaage!' Fazit: hier stellt man fest, dass es in unserer Bevölkerung mitunter ein zwiespältiges Verhältnis zum eigenen Land gibt. Für Rosmarie Widmer Gysel ist diese Ambivalenz Ausdruck der Staatsphilosophie und damit des staatlichen Lebens. Diese ist ein Konglomerat, eine Sammlung und Vermischung von geschichtlicher Lehre, gemachten Erfahrungen, Enttäuschungen, Hoffnungen, Idealen und Visionen. Dazu gehört auch, dass man sich ständig den örtlichen und den weltweiten Veränderungen anpassen muss. Die Regierungsrätin warnte vor zu forschem Vorgehen einerseits, vor einem Festhalten an Liebgewonnenem anderseits.

Appell zu einer differenzierten und liberalen Politik

Für Rosmarie Widmer Gysel steht das Schweizerkreuz noch immer im Zentrum - 'au wänn da Chrüz, wo hüür uf em 1. August-Abzeiche abbildet isch, ä wengili verrutschet isch''. Und dies, weil nämlich auch in der Zukunft eine Schwarz-Weiss-Malerei unser Land nicht weiterbringen wird, sondern vielmehr eine differenzierte und liberale Politik, die unterscheiden kann zwischen billigen Schlagworten und substanzieller Wirkung.' Sagte es, bedankte sich für die Möglichkeit, zu den Neunkircherinnen und Neunkirchern sprechen zu dürfen und wünschte weiterhin einen schönen 1. August.

Traktoren, Geissen und Alphorn

Einen solchen erlebten die vielen gutgelaunten Gäste dann zweifellos: beim Bestaunen der ausgestellten alten Traktoren, beim Ballonweitflug-Wettbewerb oder beim Streicheln der Geissen im Streichelzoo. Vor allem aber dann beim Vortrag der zwölfjährigen Lisa Stoll aus Wilchingen, die ihrem Alphorn gekonnt und fast professionell die wunderschönsten Melodien entlockte. So schön jedenfalls, dass sie ihrem Vortrag mehrere Zugaben nachliefern musste! - Am Abend dann stieg die Feier für die Jungen und Junggebliebenen: in der Turnhalle bei der Tell's Party mit Kuhstallbar. Derweil die Kinder mit ihren Lampions und die Erwachsenen (und auch die Kinder natürlich) beim Höhenfeuer auf der 'Chnübrechi' ihre helle Freude hatten.