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Konzert zum Jubiläum Maurice Steger zeigt Blockflöten-Akrobatik

Schaffhauser Nachrichten, 29.09.2008 von Martin Edlin

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Dass die Blockflöte ein vollwertiges Soloinstrument ist, zumal in der Barockmusik, kann wohl niemand mehr bestreiten, seit sich die historische Aufführungspraxis breit etabliert hat und die Werke besonders der italienischen und der deutschen Altmeister in ihrem originalen Klangbild wiederzugeben versucht werden. Ob zu dieser Authentizität auch eine geradezu akrobatische Virtuosität gehört - der Begriff taucht musikgeschichtlich erst viel später auf -, mag umstritten sein. Doch sicher ist: Ein Virtuose wie der aus Winterthur stammende Maurice Steger verleiht der Blockflöte den Nimbus eines fast schon magischen Instruments. Steger spielt die Zuhörer auf der Blockflöte schwindlig - und sich selbst beinahe in Ekstase. Ein Hexer, wie ihn das Publikum einst im Geiger Niccolò Paganini oder im Pianisten Franz Liszt zu sehen glaubte, nur spitzbübischer und mit faustdickem Schalk hinter den Ohren. Kein Wunder, dass er am Samstag nach seinem Auftritt in Schaffhausen frenetisch gefeiert wurde.

Historische Wiedergabe zelebriert

Mit dem Anlass in der sehr gut besetzten Kirche St. Johann eröffnete nicht nur das Musik-Collegium Schaffhausen seine Konzertsaison, sondern setzte auch die Blockflötenmanufaktur Küng einen musikalischen Höhepunkt im breitgefächerten Jubiläumsangebot zu ihrem 75-jährigen Bestehen. Andreas Küng begrüsste denn auch das Publikum, und Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel überbrachte die Glückwünsche der Kantonsregierung. Das Zepter hielt jedoch Maurice Steger in Form der Blockflöte, sowohl in der Alt- wie in der Sopranlage, fest in seiner Hand. Das Programm umfasste ausschliesslich Werke des Barocks, zum einen für (Block-)Flöte und Streicher mit Basso continuo von Georg Philipp Telemann, Antonio Vivaldi und Arcangelo Corelli und zum anderen Concerti grossi von Corelli und Georg Friedrich Händel sowie Teile aus Telemanns witziger Suite «Klingende Geographie». Auf dem Podium sassen und standen die jungen Musikerinnen und Musiker aus aller Welt der Musica Fiorita, eines 1990 in Basel von Daniela Dolci gegründeten und vom Cembalo aus geleiteten Ensemble, das sich auf Alte Musik spezialisiert hat. Folglich musiziert es auf historischen Instrumenten: Es fehlten weder Psalterio, Zink, Theorbe, Viola da Gamba noch das Barockcello. Das Ensemble zelebrierte die historische Aufführungspraxis, stellt dabei aber das Musikantische vor das Dogmatische im Verständnis der Alten Musik. Dazu kommen Präzision, dynamisches Spiel mit feinen Abstufungen und eine hervorragende Technik, die gerade den Primgeiger Péter Barczi oft zum ebenbürtigen Partner des Solisten machte.

«Hexer» Maurice Steger

Aber natürlich fiel das meiste Licht auf den Winterthurer Maurice Steger, der mit einer unglaublichen Fingerfertigkeit und hoher Blaskunst die Zuhörerschaft in seinen Bann zog. Dass er mit spielerischer Leichtigkeit dem Temporausch verfällt und mit beinahe clowneskem Gestus Blockflötentöne sichtbar macht - man möchte am liebsten vom Schau-Spieler sprechen -, geht nicht auf Kosten der Musikalität und schon gar nicht der Ernsthaftigkeit der Interpretation: In den cantablen Sätzen holte er alle Wärme und Klanglichkeit seines Instrumentes hervor und stellte die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten unter Beweis, welche die Blockflöte bietet.

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