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Jubel unterlegt mit scharfer Kritik

Schaffhauser Nachrichten, 30.11.2009 von Robin Blanck

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Mit über 200 Gästen stiess Christian Amsler gestern abend in Stetten auf den Wahlerfolg an. Scharfe Kritik gab es an den «SVP-Extremisten».

«Ich war immer optimistisch, was meine Wahlchancen anbelangt», sagte ein sichtlich gelöster Christian Amsler kurz nach Bekanntgabe der Resultate, und fügt bei: «Ich persönlich habe wegen der Aufsplitterung der bürgerlichen Stimmen und der Kritik aus der SVP mit einem zweiten Wahlgang gerechnet.» Dass die Stimmbeteiligung mit fast 67 Prozent hoch war und auch rund 15 Prozent über dem Wert der letzten Ersatzwahl lag, machte für Amsler die Freude komplett: «Es freut mich, wenn das Ergebnis auf einer breiten Beteiligung der Schaffhauser Stimmberechtigten beruht, die Zahl der Leerstimmen ist aber überraschend hoch, und das muss noch genau analysiert werden.» Als Mitglied der Regierung wird Amsler künftig auch wieder mit den bürgerlichen Gegnern seiner Kandidatur zu tun haben. «Ich kann mit allen zusammenarbeiten», war der Wahlgewinner überzeugt.

Mit dem Rücktritt von Heinz Albicker wird das Departement Finanzen/Sicherheit frei, «vielleicht will aber auch Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel diese Aufgabe übernehmen», sagt Amsler, der sich auch die Leitung des Erziehungsdepartementes gut vorstellen kann: «Aber das muss der Gesamtregierungsrat entscheiden.» Mit Amsler freute sich auch Ehefrau Lili-ane, die nicht von einem belastenden Wahlkampf, sondern von einer «sehr intensiven Zeit» sprach: «Wir waren überzeugt, dass er es am Ende schafft», sagte sie, «zudem hat sowohl mein Mann als auch wir als Familie von vielen Seiten Solidarität erfahren.» Richtig gefeiert wurde am Abend in Stetten: Ab 17 Uhr füllte sich die Mehrzweckhalle schnell, rund 200 Gäste gratulierten dem designierte Regierungsrat. Hauptthema des Abends war - neben dem Jubel über den Wahlsieg, das Verhältnis zur SVP: «Wir mussten zwei Monate lang die Faust im Sack machen und viel schlucken», sagte Parteipräsident Nihat Tektas. «Das muss jetzt alles auf den Tisch, denn so geht man nicht mit Partnern um.» Ein anderer FDP-Exponent meinte: «Die SVP ist nicht angetreten und ist nun doch die Wahlverliererin.» Dennoch überwog gestern die Freude. Eine kräftige Umarmung gab es für Amsler vom früheren Präsidenten der Stadt-FDP Martin Egger, und auch Christian Heydecker, vormals Kantonalpräsident und jetzt KSS-Verwaltungsratspräsident, der gleich zweimal Grund zum Feiern hatte, freute sich über das Resultat. Ebenso machte Florian Hotz, Kandidat wider Willen, dem Gewählten seine Aufwartung: «Ich habe meine Aufgabe gut gelöst, wenn ich möglichst wenig Stimmen erhal- ten habe», kommentierte er sein Abschneiden. Der erste Applaus des Abends galt aber einem anderen: SP-Kandidat Werner Bächtold war erschienen, um den FDP-Kandidaten zu beglückwünschen. Amsler dankte Bächtold für den stets sauberen Wahlkampf und die «faire Geste», Bächtold seinerseits wünschte viel Glück im Amt «und ich hoffe, dass alles gelingt, was du mit dem Kanton vor hast». Christian Amsler sprach den Helfern seinen Dank aus, vorab dem Kernausschuss unter der Leitung von Wahlkampf-Chef Erwin Gfeller. Und: «Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie, die mich sehr unterstützt hat», fügte Amsler bei. Fast in corpore erschienen ist auch der Schaffhauser Regierungsrat. Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel überbrachte beste Wünsche und einen Schneckenstein vom Wilchinger Berg als Glücksbringer: «Wir freuen uns, dass es im ersten Wahlgang geklappt hat und sich die Schaffhauser Stimmberechtigten klar entschieden haben.» Von Susanne Wunderli, Gemeindepräsidentin von Stetten, gab es einen Essensgutschein und eine CD mit Entspannungsübungen.

SVP müsse «Säuberung» vornehmen

Zu einer politischen Würdigung der Ereignisse holte dann Erwin Gfeller aus und nahm dabei kein Blatt vor den Mund: Gegen die meist unsichtbaren «SVP Extremisten und Zugewandte» habe man in einem «Guerilla-Wahlkampf» antreten müssen, aber man sei ruhig und sachlich geblieben - was sich ausbezahlt habe. Der Wahlkampf sei aber für die Bürgerlichen zu einer grossen Zerreissprobe geworden. «Ich wünsche der SVP Schaffhausen, dass sie die Kraft und den Mut hat, mit den SVP-Extremisten aufzuräumen und diese Säuberung vornehmen kann», sagte Gfeller.

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