Accesskeys

Unternavigation

Kontakt

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Kontaktieren Sie mich!

Jetzt kommt Bewegung in die Kindergärten

Schaffhauser Nachrichten, 01.11.2008 von Erwin Künzi

sn.gif

Kinder sollen sich mehr bewegen, damit sie nicht zu dick werden. Dieses Ziel verfolgt ein Projekt, an dem sich im Kanton Schaffhausen 14 Kindergärten beteiligen.

20 Prozent der Kinder in der Schweiz sind übergewichtig. Diese Zahlen legte die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz am Montag vor (siehe SN vom 8. Januar). Es fehlt ihnen an Bewegung, und oft ernähren sie sich nicht richtig. Diese Entwicklung kann nicht erstaunen: Konnten früher Kinder noch unbehelligt auf den Strassen spielen, so ist das heute kaum mehr möglich. Die Beschäftigung mit dem Computer, die sitzend vor dem Bildschirm geschieht, hat oft schon im frühen Alter das Fangis ersetzt. Diese Problematik ist auch den Schulverantwortlichen nicht entgangen: 2005 beschloss die Erziehungsdirektorenkonferenz, neben dem normalen Turnunterricht in den Schulen vermehrt die Bewegungserziehung zu forcieren, und der Schaffhauser Regierungsrat propagierte 2007 in einem Grundlagenpapier die Förderung des Sports an allen Schulstufen.

Freiwillige Basis

Konkret wurde im letzten Sommer das Projekt «KindergartenSHbewegt» gestartet, das gestern an einer Medienkonferenz vorgestellt wurde. 14 Kindergärten mit 18 Kindergärtnerinnen und -gärtnern beteiligen sich auf freiwilliger Basis daran. Sie treffen sich achtmal im Schuljahr mit der Projektleitung, die aus dem Turninspektor Fredi Meyer, der Prorektorin der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen, Lizzi Wirz, und der Psychomotorik-Studentin Carol Schilling besteht, um sich über Mittel und Wege beraten zu lassen, wie die Kinder in Bewegung gesetzt werden können. In den beteiligten Kindergärten wurden die Klassenzimmer mit verschiedensten Geräten ausgestattet, die Bewegung in allen möglichen Varianten erlauben. An den Ausstattungskosten von 1500 Franken beteiligt sich der Kanton zur Hälfte, wenn die jeweilige Gemeinde die andere Hälfte übernimmt. Teil des Projekts ist auch die Zusammenarbeit mit den Eltern, mit denen über die Wichtigkeit von genügend Bewegung sowie einer gesunden Ernährung gesprochen wird.
Ziel des Projektes ist es, so Fredi Meyer, das Verhalten der Kinder zu ändern, sie dazu zu bringen, dass sie sich mehr bewegen und so ihre motorischen Fähigkeiten schulen. Zudem soll das Bewusstsein der Kinder für eine gesunde Ernährung gestärkt werden, etwa so, indem beim gemeinsamen Znüni im Kindergarten über diese Fragen gesprochen wird. «Bewegung ist auch für die schulische Leistungsfähigkeit wichtig», erklärte Meyer. Bewegung fördere Kompetenzen, die auch für die Denkarbeit eine wichtige Rolle spielen würden, so etwa die Raumvorstellung oder die Konzentrationsfähigkeit.

Wie einst Tarzan

Wie das in der Praxis aussieht, demonstrierten Jaqueline Meyer und ihre Kinder vom Kindergarten Löhningen. Überall im Klassenzimmer hängen Geräte, die zur Benutzung einladen. So schwang sich ein Bub wie einst Tarzan an einem von der Decke hängenden Tau durch den Raum, während ein Mädchen auf einem Trapez schaukelte. Eine Gruppe von Mädchen hangelte an einem Strickleiterngebilde herum, während ein anderes ein abstraktes Gampiross aus Schaumgummi ritt. Dieses Herumtoben geschieht täglich während 20 Minuten. Dazu kommt einmal pro Woche ein anderthalbstündiger Turnunterricht in der nahen Turnhalle des Schulhauses. Jaqueline Meyer beurteilt die tägliche Bewegungspause positiv: «Die Kinder sind nachher ruhiger und aufnahmefähiger. Sie werden auch mutiger und getrauen sich öfter, Neues zu wagen.»
Auch Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel wertet die Aktion als Erfolg und setzt bereits auf die für das Schuljahr 2008/09 geplante zweite Staffel dieser Aktion: «Ich hoffe, dass dann möglichst alle Kindergärten mitmachen.» Auf diesen Zeitpunkt hin soll auch eine Therapeutin für Psychomotorik ihre Arbeit aufnehmen, für welche die Bewegung eine wichtige Rolle spielen wird. Auf jeden Fall, so meinte Widmer Gysel, soll die Bewegung in ihren verschiedenen Spielarten Bestandteil des Unterrichts werden und eventuell auch im Lehrplan auftauchen.

Quelle