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Höherer Stellenwert für die Jugendpolitik

Schaffhauser Nachrichten, 14.12.2007 von Erwin Künzi

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Die Jugendhilfe soll verbessert werden, die Jugendpolitik mehr Bedeutung erlangen. Darauf haben sich Kanton und Stadt Schaffhausen sowie Neuhausen geeinigt.

Immer wieder machen Jugendliche Schlagzeilen, seil sie gewalttätig sind, im Vollrausch die Nachtruhe stören oder sonst unangenehm auffallen. Sie sind es, mit denen sich die staatlichen Stellen oft zu beschäftigen haben. Doch daneben gibt es die grosse Mehrheit der anderen Jugendlichen, die nicht auffallen, die aber auch Anliegen haben und dabei Hilfe gebrauchen können, wenn sie etwa in einer Band sind und einen Übungsraum suchen oder einen Treffpunkt benötigen. Bisher gab es beim Kanton, bei der Stadt wie in den Gemeinden verschiedenste Stellen und Institutionen, die sich mit den Jugendlichen und ihren Problemen und Anliegen befassten. Das soll sich jetzt ändern. Ausgehend von der Studie «Gewaltprävention im öffentlichen Raum» hat der Kanton eine Neuausrichtung seiner Jugendpolitik beschlossen, in deren Ausarbeitung aber auch die Stadt Schaffhausen und die Gemeinde Neuhausen miteinbezogen waren. Das gab Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel gestern an einer Medienkonferenz bekannt, die sinnigerweise im Jugendkeller in Schaffhausen stattfand.

Grundlage dieser neuen Jugendpolitik ist eine Verordnung, die die Regierung kürzlich verabschiedet hat. Darin werden Grundsätze zur Jugendhilfe und zur Jugendpolitik formuliert. Bei der Jugendhilfe werden die verschiedenen Angebote im Kanton und in den Gemeinden vernetzt. Ab 2008 gibt es eine Anlauf- und Koordinationsstelle Jugendhilfe (siehe Kasten), die ratsuchenden Personen rasch und unkompliziert hilft, sei es, dass sie direkt eine Auskunft gibt oder die zuständige Fachstelle oder Behörde vermittelt. «Damit soll ein niederschwelliges Angebot geschaffen werden, das bisher gefehlt hat», erklärte Widmer Gysel. Für komplexere Fälle steht eine Interdisziplinäre Fachgruppe Jugendhilfe zur Verfügung, in der bis zu fünf Fachleute aus verschiedenen Bereichen bei der Lösung des Falls mithelfen. Widmer Gysel sprach von einer «klaren Ansprechstelle für unklare Fälle».

Grundsatzfragen und Anliegen

Zentraler Punkt bei der Jugendpolitik ist die Kantonale Jugendkommission, die sich mit Grundsatzfragen beschäftigen und sich aktiv für die Anliegen der Jugendlichen engagieren soll. Sie besteht aus 13 Mitgliedern (siehe Kasten), die aktiv in der Jugendarbeit tätig sind, die designierte Präsidentin ist Christine Thommen, stellvertretende Departementssekretärin im Erziehungsdepartement. Die Kommission vertritt die Jugend auch gegenüber der Politik. Sie reicht ihre Anliegen an eine politische Steuerungsgruppe weiter, die aus den Regierungsrätinnen Rosmarie Widmer Gysel (Erziehungsdepartement), Ursula Hafner-Wipf (Departement des Innern), je einer Vertretung des Stadtrats Schaffhausen (Thomas Feurer) und des Gemeinderats Neuhausen (Franziska Brenn) sowie zwei Vertretungen aus Gemeinderäten von Landgemeinden besteht. Diese Steuerungsgruppe wählt die Mitglieder der Kommission. Sie sei auch bereit, für Anliegen der Jugendlichen Geld in die Hand zu nehmen und bei den entsprechenden Gremien Kreditanträge zu stellen, erklärte Ursula Hafner-Wipf: «Aber wie bei jedem Geschäft braucht es dann politische Mehrheiten, und für diese werden wir uns einsetzen.»

«Nägel mit Köpfen»

Was gestern präsentiert wurde, war das Resultat intensiver Vorbereitungsarbeiten. Diese seien sehr gut und harmonisch verlaufen, betonten alle Beteiligten. «Heute beginnt eine neue Ära», meinte etwa Thomas Feurer, Sozialreferent der Stadt Schaffhausen. «Wir fühlen uns bei der Bewältigung der Probleme nicht mehr allein gelassen.» Gleichzeitig betonte Feurer, er freue sich über den breiteren Ansatz in der Jugendpolitik, denn «die Jugend macht nicht nur Probleme, im Gegenteil, die Jugend ist gesellschaftlich aktiver als noch vor einigen Jahren.» Als Beispiel führte Urs Hunziker, Schulreferent der Stadt Schaffhausen, die Wiederbelebung des Jugendkellers durch Jugendliche an. «Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht», meinte er. Für Franziska Brenn, Sozialreferentin von Neuhausen, ist die Vernetzung im ganzen Kanton wichtig, denn «die Jugendlichen kennen keine Gemeindegrenzen».
Trotz dieses neuen Ansatzes wird es immer wieder Jugendliche geben, die rebellieren und Autoritäten herausforden wollen, wie der Poetryslammer Philip Vlahos in einem speziell für den gestrigen Anlass geschriebenen Text auf humorvolle Art und Weise klar machte.

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