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Hans Ritzmanns Hymnen an den Weingott des Klettgaus

Schaffhauser Nachrichten, 24.09.2008 von Alfred Wüger

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Hans Ritzmann, ein Ur-Wilchinger legt einen neuen Band mit auf Schriftdeutsch abgefassten Gedichten vor.

Ein Desiderat sei es, das neue Buch des 1933 in Wilchingen geborenen Winzers, früheren Gemeindepräsidenten und Kantonsrichters Hans Ritzmann, so Alfred Richli in seiner Laudatio, denn: «Was brauchen wir dringend in unserem Kanton? Eine Sammlung von Versen zum Weinbau!» Diese Lücke werde nun vom neuen Gedichtband mit dem Titel «Das Winzerjahr» geschlossen. «Gewidmet allen Frauen und Männern, welche in Rebbergen und Kellern die Tradition des heimischen Weinbaus aufrechterhalten und weiterführen», heisst es einleitend im Band selber. «Fast hätte ich von Spätlese gesprochen», so Laudator Richli mit schalkhaftem Augenzwinkern zum, wie er dann tatsächlich sagte, «ausgereiften Werk». Die Gedichte würden sich selbst erklären, was den Charme der klaren Sprache ausmache. Um dem, was die Texte im Innersten zusammenhält, auf die Spur zu kommen, sah Alfred Richli sich die Verben an. Gemächlich seien die Bewegungen: «Wachsen, tropfen, formen, drücken, überlaufen - die häufigsten beiden Verben aber sind: drängen und stellen.» So «dränge» die innere Kraft, die schöpferisch werden will, wie bei Rilke nach draussen und jage die Süsse in die Früchte, und der Winzer brauche Geduld, wenn er sich bei seiner Arbeit der Natur «stelle». Richli verglich das feine Gespür für den richtigen Augenblick, das der Winzer Ritzmann haben müsse, mit der poetischen Ordnung, die die Hand des Dichters in das wuchernde Blattwerk der Wörter bringe. Selbstbeherrschung präge die Arbeit Hans Ritzmanns, sowohl im Rebberg wie am Schreibtisch.

Im Gedicht «Veränderung» streife Ritzmann die Gedankenlyrik, es enthülle sich das Verhältnis des Dichters zur Zeit. Nicht alles im neuen, schmalen Bändchen ist indes Gedankenlyrik. «Wir finden meist saftige Wirklichkeit mit einer Prise Tiefsinn.» Deutlich wird das im Gedicht «Weindegustation», in dem die Poesie des Rebensafts über der schweren Erde schwebt ... Alfred Richli wies auch auf die Fotografien hin, die die Texte begleiten, und schloss mit einem euphorischen «Luege, läse, trinke.» Dem wurde von den rund 70 Vernissagegästen im Saal des Restaurants «Gemeindehaus», unter denen sich auch Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel befand, zünftig nachgelebt. Annemarie Ritzmann, quirlige Gattin des Poeten, sagte: «Jede unserer Vernissagen hier im 'Gemeindehaus' wurde zu einem Volksfest.» Das war am vergangenen Freitagabend nicht anders. Hans Ritzmann signierte nach seiner Lesung noch lange Bücher, und wenn man sich mit den Gästen unterhielt, hatte auch die ideal zum Anlass passende Musik der Akkordeonistin Anita Theiler die Menschen berührt: eine perfekte Mischung aus lüpfigen und musetteartigen Weisen, die die Melancholie nicht vergessen liess, ohne die jedes fröhliche Fest letztlich eindimensional bleiben müsste.

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