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Geldsegen für Schaffhauser Berufsbildung

Schaffhauser Nachrichten, 22.06.2014 von Zeno Geisseler

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Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel gratuliert René Fuchs. Bild Seldwyn Hoffmann

Der Prix Vision zahlt dieses Jahr 45 000 Franken für gute Ideen und innovative Projekte in der Aus- und Weiterbildung aus. Das BBZ gehört einmal mehr zu den Ausgezeichneten, aber auch die Kantonsschule profitiert.

Es ist schon verrückt: Seit 15 Jahren gibt es den Prix Vision, jedes Jahr kann man mit einem guten Projekt bis zu 75 000 Franken abholen – doch auf grosses Interesse stösst der Preis trotzdem nicht. Gerade mal fünf Ideen sind für den diesjährigen Preis eingereicht worden. Jurypräsident Jürg Peyer stört sich jedoch nicht daran, dass es nicht mehr Bewerbungen sind. Wichtiger ist ihm, dass die Qualität der Einreichungen stimmt (siehe Interview rechts). Initiiert und finanziert wird der Preis von den peyerschen Familienlegaten, die es seit mehreren Jahrhunderten gibt.

BBZ verliert – und gewinnt

Gestern Abend ist im Kaufleutensaal im Haus der «Schaffhauser Nachrichten» der Schleier gelüftet worden, welches von den fünf eingereichten Projekten ausgezeichnet wird und eine finanzielle Unterstützung erhält. Leer ausgegangen sind zwei Projekte des Berufsbildungszentrums BBZ: Ein Fachlehrer für den Beruf Betriebsfachmann/-fachfrau wollte für 30 000 Franken einen Schau- und Übungsraum einrichten, um reinigungstechnische Methoden zu erproben und deren Auswirkungen auf unterschiedliche Materialien kennenzulernen. Ebenfalls kein Geld gab es für den Vorschlag, im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums des BBZ ein Symposium zum Thema «Berufsbildung wohin?» zu organisieren. Trotzdem sind die BBZ-Vertreter nicht ohne Preis nach Hause gegangen: Das BBZ erhielt den Anerkennungspreis Prix Vision Spezial in Höhe von 10 000 Franken. Das Preisgeld soll laut Jury dazu dienen, «im Rahmen der BBZ-Jubiläumsfeier die Thematik der beruflichen Ausbildung in der Zukunft als eines von drei Schwerpunktthemen in das Programm aufzunehmen». Insgesamt hat das BBZ in den 15 Jahren, seit es den Preis gibt, 21 Projekte eingereicht.

Hauptpreis für Transportverband

Der Hauptpreis, dotiert mit 15 000 Franken, ging dieses Jahr an das Projekt «Nachwuchsförderung für Jugendliche mit Migrationshintergrund» der Schaffhauser Sektion des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands Astag, gestern Abend vertreten durch Eduard Looser und Astag-Schaffhausen-Präsident Hans Peter Brütsch (siehe auch Bericht unten). Den zweiten Preis, ebenfalls mit 15 000 Franken dotiert, sprach die Jury dem Projekt «Fürzüg» des gleichnamigen Vereins zu. René Fuchs nahm den Preis entgegen. «Fürzüg» will Jugendliche mit schulischen Schwierigkeiten über eine gestalterische Ausbildung in einen Beruf (Keramik) begleiten und sie in die berufliche Selbständigkeit führen. Die Preissumme soll dazu beitragen, einen Keramikbrennofen anzuschaffen.

3-D-Drucker an der Kanti

Den dritten Preis, dotiert mit 5000 Franken, holte sich die Kantonsschule Schaffhausen, und zwar mit dem Projekt «Eigenbau eines 3-D-Druckers». Kantilehrer Walter Vogelsanger und Physikassistent Günter Schmidtner nahmen den Preis entgegen. Dieses Projekt, das bereits läuft und kurz vor dem Abschluss steht, dient vor allem dazu, auch Oberstufenschüler und Gymnasiasten für technische Prozesse beim Umgang mit komplexen Geräten zu sensibilisieren und damit gleichzeitig ihr Interesse an den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu wecken. Insgesamt konnten dank dem Prix Vision bis heute 45 Projekte realisiert werden – viele davon laufen auch Jahre nachdem sie den Preis erhielten. Ab sofort läuft die Bewerbungsfrist für die Vergabe 2015. Einsendeschluss ist der 30. April 2015.

Der Hauptpreis des Prix Vision 2014 geht an ein Projekt des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands (Astag) Schaffhausen.

Wenn ein Jugendlicher nach Hause kommt und seinen Eltern erklärt, er wolle Lastwagenchauffeur werden, löst er damit wohl kaum grosse Begeisterung aus. Doch diese Reaktion beruht vor allem auf Ignoranz und Vorurteilen, denn der vielfältige Beruf des Strassentransportfachmanns/der -fachfrau verlangt eine umfassende Ausbildung, die als Berufslehre mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis drei Jahre dauert. 2012 hat die Sektion Schaffhausen des Astag ein Projekt für die Nachwuchsförderung gestartet. Es konzentriert sich nicht zuletzt auf Jugendliche mit einem Migrationshintergrund, die sich oft für diesen Beruf interessieren, aber wegen der schulischen und sprachlichen Anforderungen Probleme haben. Diese Jugendlichen sollen unter anderem mit einem individualisierten Unterricht unterstützt werden. Weiter propagiert das Projekt die Lehre im Verbund, bei der ein Lehrling in drei verschiedenen Betrieben die unterschiedlichen Aspekte des Berufs kennenlernt. Diese Art der Lehre wird seit 2013 in Zusammenarbeit mit dem Kantonalen Berufsbildungsamt angeboten und soll ab diesem Sommer die Norm sein. Weiter werden Kurse für die Ausbildner sowie Informationstage an den Oberstufenschulen durchgeführt.

Treibende Kräfte hinter diesem Projekt sind der Transportunternehmer Hans Peter Brütsch, Präsident des Astag Schaffhausen, sowie Eduard Looser, der bis 2010 Rektor der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen war und nachher den Beruf des Lastwagenchauffeurs von der Pike auf lernte. Heute ist er im Astag-Vorstand für den Bereich Information und Ausbildung zuständig. «Traumhaft!», so reagierte gestern Hans Peter Brütsch, als er erfuhr, dass das Astag-Projekt den Hauptpreis erhält. «Nachdem bisher vor allem ehrenamtlich und gratis gearbeitet worden ist, können wir jetzt mit dem Preisgeld zum Beispiel den Kursleitern gewisse Entgelte und Spesen bezahlen», meinte Eduard Looser erfreut. Noch viel wichtiger ist ihm aber, dass die Verleihung des Hauptpreises des Prix Vision an ein Projekt aus dem Transportgewerbe zur weiteren Imageverbesserung des Berufs des Lastwagenchauffeurs beiträgt.

Bericht SN