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Frühe Förderung: Angebote noch wenig genutzt

Schaffhauser Nachrichten, 10.01.2009 von Erwin Künzi

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Angebote zur frühen Förderung von Kindern sind zwar bekannt, werden aber nur von einer Minderheit genutzt. Das zeigt eine kürzlich durchgeführte Umfrage.

Kinder, die beim Eintritt in den Kindergarten die Umgangssprache nicht beherrschen oder Defizite beim sozialen Verhalten aufweisen, können diese Rückstände im Verlaufe der Schule kaum mehr wettmachen. Das wirkt sich negativ auf ihre schulischen Leistungen aus und engt später ihre beruflichen Möglichkeiten ein. Viele dieser Kinder haben Eltern, die als Immigranten in die Schweiz gekommen sind. Seit einiger Zeit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese Kinder, aber auch Schweizer Kinder mit solchen Defiziten, eine frühe Förderung benötigen, die bereits vor dem Kindergarten einsetzt. Dass diese Förderung nötig ist, wurde zuerst den Kindergärtnerinnen bewusst, da sie täglich im Kontakt mit Kindern sind, die zum Beispiel kein Schweizerdeutsch, geschweige denn Hochdeutsch verstehen und sprechen.

Es waren denn auch Kindergärtnerinnen aus der Stadt Schaffhausen, die sich 2006 an die Fachstelle für Integration, Integres, wandten und anregten, vermehrt Angebote für die frühe Förderung von Migrantenkindern bereitzustellen. Integres ging auf diese Anregung ein und organisierte im Frühling 2007 ein Treffen aller Personen, die sich für dieses Thema interessierten oder mit ihm konfrontiert waren: Heilpädagoginnen und -pädagogen, Spielgruppenleiterinnen, Expertinnen und Experten vom Schweizerischen Arbeiterhilfswerk (SAH) Schaffhausen, die Integrationskurse anbieten, Kindergärtnerinnen, Leute aus der Quartierarbeit sowie Politikerinnen und Politiker. Daraus entstand die «Vernetzungsgruppe frühe Förderung», die im Mai 2008 eine Tagung zum Thema «Bildungschancen für alle» organisierte. Diese Tagung war ein Erfolg, eine zweite zum Thema «Elternarbeit, Eltern miteinbeziehen» fand vor wenigen Tagen statt (SN vom 24. September). Im Vorfeld zu dieser Tagung führte die Vernetzungsgruppe eine Umfrage durch. Sie wandte sich mehrheitlich an Frauen, die mit ihren Familien aus dem Ausland nach Schaffhausen gezogen waren und deren Kinder die eigentliche Zielgruppe der frühen Förderung sind. Durch diese nicht repräsentative Umfrage bei 69 Personen wollte man herausfinden, ob diese Frauen über die Angebote im Bereich der frühen Förderung informiert sind und ob sie diese auch nutzen.

Unterschiedliche Nutzung

Die Umfrage ergab, dass die verschiedenen Angebote unterschiedlich bekannt sind und genutzt werden. 72 Prozent der Befragten kennen die Mütter-Väter-Beratung, 61 Prozent nutzen sie. 71 Prozent sind bei einem Kinderarzt angemeldet, 24,6 Prozent haben einen Hausarzt. Anders sieht es bei den sogenannten Zweitberatungsstellen aus: 43,5 Prozent kennen die heilpädagogische Früherziehung, nur 8,7 Prozent nutzen sie; 46,4 Prozent kennen die logopädische Frühberatung, 10 Prozent nutzen sie, bei der Erziehungsberatung, die 52 Prozent kennen, sind es 11,6 Prozent. Und bei den Spielgruppen sieht es so aus, dass zwar 75 Prozent davon Kenntnis haben, aber nur 39 Prozent ihre Kinder dorthin schicken; bei den Krippen sind die Zahlen 57 und 20 Prozent.

Mangelnde Sprachkenntnisse

Die Umfrage versuchte herauszufinden, warum die Angebote zur frühen Förderung zwar bekannt sind, aber nicht genutzt werden. Dabei stellte sich heraus, dass es verschiedene Barrieren gibt. Am meisten genannt wurde die Sprache, gefolgt von der schlechten Erreichbarkeit der Angebote sowie den Kosten. Mehr als die Hälfte der Befragten nannte die Sprache als Hinderungsgrund: Die mangelnden Sprachkenntnisse der Eltern hindern sie daran, eine Beratung aufzusuchen oder ihre Kinder bei einer Spielgruppe oder einer Kinderkrippe anzumelden. Für eine Mehrheit kann es zudem ein Hinderungsgrund sein, wenn die Angebote sich nicht in der Nähe des Wohnortes befinden und nicht mit dem öffentlichen Verkehr erreicht werden können. Die Umfrage zeigte aber auch, dass es keine einfachen, eindeutigen Gründe gibt, warum die Angebote nicht genutzt werden, sondern dass meistens verschiedene Gründe zusammenkommen und auch psychologische Faktoren eine Rolle spielen («Wir wollen uns nicht blossstellen»). Aus der Umfrage heraus sind verschiedene Vorschläge entstanden, wie die Akzeptanz der Angebote erhöht werden kann (siehe Kasten). An den Kanton gehen zwei Vorschläge: Er soll ähnlich wie die Stadt Winterthur ein umfassendes Konzept zur frühen Förderung entwickeln, und er soll mehr Geld für Kinderkrippen, Spielgruppen und Sprachkurse zur Verfügung stellen.

Quelle