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Es ist wichtig, in Krisen Köpfe zu kennen

Schaffhauser Nachrichten, 23.05.2011 von Daniel Jung

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In der grenzüberschreitenden Einsatzübung «Nimbus» wurden sprachliche Differenzen und eine grosse Kooperationsbereitschaft sichtbar.

Überflutete Keller, unterspülte Strassen, abgerutschte Hänge und über die Ufer getretene Bäche. In der Region hat sich ein Jahrhundertunwetter ereignet. Von solchen Wassermassen sind wir derzeit weit entfernt, doch dies war die Ausgangslage für die grosse grenzüberschreitende Einsatzübung «Nimbus 2011», die am Samstag zwischen Schaffhausen und Villingen-Schwenningen durchgeführt wurde.

Über die Grenze hinaus

Daran beteiligt waren insgesamt rund 1200 Menschen und 90 Fahrzeuge: unter anderem zahlreiche Feuerwehrabteilungen von beidseits der Grenze, die Polizei, verschiedene Sanitäts- und Notfalldienste, der Schweizer Zivilschutz und das Technische Hilfswerk Deutschland. Geleitet wurden diese praktischen Einsatzdienste vom Kantonalen Führungsstab Schaffhausen sowie vom Verwaltungs- und Führungsstab des Landkreises Schwarzwald-Baar. Die Projektleitung, also die Aufgabenstellung und die Kontrolle der Arbeiten, wurde vom Schweizer Bundesamt für Bevölkerungsschutz übernommen. Insgesamt kamen rund 350 Figuranten zum Einsatz. Ebenfalls war ein Sappeur-Zug des Katastrophenhilfe-Bataillons 23 der Schweizer Armee beteiligt - auf deutschem Boden! Die Soldaten errichteten bei Achdorf-Aselfingen eine Brücke über die Wutach. «Dass Schweizer Soldaten die deutsche Grenze überschreiten, dürfte ein Novum sein», sagte Karl Heim, Landrat des Landkreises Schwarzwald-Baar, in dem über 200 000 Menschen leben. Er ist das Pendant zur Schaffhauser Regierungsrätin und Sicherheitsdirektorin Rosmarie Widmer Gysel. Zusammen mit zahlreichen Verantwortungsträgern aus Gemeinden und Organisationen sowie Medienleuten inspizierten die beiden Exekutivpolitiker vier Schadensplätze, die für die Übung vorbereitet worden waren. Beim Hagenturm in Merishausen etwa musste ein Zeltlager der Pfadi evakuiert werden. Eine Sturmböe hatte grosse Bäume entwurzelt und auf bewohnte Zelte geworfen. Viele Pfadfinder waren verletzt oder im Schockzustand. So war es für die deutschen und die Schweizer Feuerwehrleute eine Herausforderung, die Evakuation der traumatisierten Jugendlichen geordnet durchzuführen. Zusätzlich mussten die Rettungskräfte auch Menschenpuppen befreien, die unter Bäumen begraben waren. Die Übung wirkte sehr realistisch, weil das Gelände aufwendig vorbereitet worden war und die Pfadfinder ihre Rollen sehr glaubwürdig spielten. «Es waren sehr realistische Szenarien», sagte denn auch Rosmarie Widmer Gysel nach der Übung, «Ich bin beeindruckt von den Schadensplätzen und dem Einsatz der Rettungskräfte.»

Sprachliche Differenzen

Das Hauptziel der Übung war es, in der Katastrophenhilfe die grenzüberschreitende Zusammenarbeit des Schwarzwald-Baar-Kreises und des Kantons Schaffhausen zu verbessern. «Katastrophen machen an der Grenze nicht halt», sagte Landrat Heim. «Jede Seite hat eigene Sprachregelungen und Strukturen - die muss man vor der Katastrophe kennen», ergänzte er. Was in der Schweiz ein «Care-Team» ist, heisst in Deutschland «Notfallseelsorge». Was in Deutschland einfach und verständlich «Darsteller» genannt wird, ist im Schweizer Militärjargon stets ein «Figurant». Und viele der Aufgaben, die das Technische Hilfwerk in Deutschland hat, werden hierzulande vom Zivilschutz übernommen. «Es ist wichtig, in Krisen Köpfe zu kennen», sagte Martin Vögeli, der frühere Kommandant der Grenzbrigade 6, der vor dreieinhalb Jahren den Anstoss zur Übung gegeben hatte. Allein schon die intensiven Vorbereitungen hätten aber das gegenseitige Verständnis auf beiden Seiten stark verbessert.

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