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Erinnerung als Mahnung für die Zukunft

Schaffhauser Nachrichten, 08.04.2014 von Ursula Junker

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Mit einer Kranzniederlegung beim Grabmahl neben der Rathauslaube begann die Gedenkfeier zum Ersten Weltkrieg. Die Erinnerung sei wachzuhalten als Lehre für die Zukunft, so der Tenor der Reden beim Zeughaus.

Ihre Namen sind eingemeisselt im Mahnmal bei der Rathauslaube: 37 Wehrmänner hatten von 1914 bis 1918 während der Dienstzeit ihr Leben gelassen. Ihnen galt die Gedenkfeier am vergangenen Samstag.

In einem schlichten Akt legte Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel einen Kranz nieder, begleitet von den Klängen «Ich hatt‘ einen Kameraden», dargeboten von der Stadtmusik Harmonie Schaffhausen. An der Kranzniederlegung nahm auch ein Ehrenzug der Armee, bestehend aus Rekruten der Durchdiener-RS Kp 104, teil. Sie führten auch den Marsch der Teilnehmenden zum Zeughaus an, wo die Gedenkfeier stattfand.

Zusammenhalt gestärkt

«Eine schwüle Stimmung herrschte», zitierte Widmer Gysel aus dem «In- telligenzblatt» die Reaktion auf die Mobilmachung. Der Kriegsausbruch überraschte umso mehr, als er in eine Phase gut ausgebauter internationaler Beziehungen fiel und vor allem in England eine Stimmung des «nie wieder Krieg» herrschte. Die damaligen Überlegungen sollten uns eine Mahnung sein, wie schwierig es sei, politische Entwicklungen vorauszusehen, betonte sie. Im Gedenken an die 37 Verstor-benen erinnerte sie daran, dass sich die Männer damals in den Dienst der Heimat stellten, bereit, ihr Leben dafür zu geben. In Schaffhausen löste die Mobilmachung indes auch eine weitere Reaktion aus. Man stand einander bei, die Hilfsbereitschaft wuchs. Rund 400 Frauen folgten dem Ruf des Ro- ten Kreuzes, Gutes zu tun. Nicht nur, dass sie Socken für die Soldaten strickten, sie übernahmen oft auch die Aufgaben der abwesenden Männer. Die starke Menschlichkeit, gerade dann, wenn Frieden und Freiheit bedroht seien, sei für sie eine wichtige Botschaft, endete Widmer Gysel. «Der Erste Weltkrieg war die Urkatastrophe schlechthin», stellte Staatsarchivar Roland Hofer einleitend fest. Deutschland mit seinem unfähigen Kaiser verbündete sich mit der österreichischen Monarchie, deren greiser Kaiser sich durch die Annektion Serbiens Russland zum Feind gemacht hatte. Russland verbündete sich mit Frankreich, das daran interessiert war, Deutschland in einen Zweifrontenkrieg zu verwickeln. Auch England habe sich auf Europa zubewegt, so Hofer. Die Ermordung des Thron-folgers in Sarajewo sei zwar ein aufsehenerregendes Ereignis gewesen. Der eigentliche Kriegsauslöser sei aber gewesen, dass das Konzert der europäischen Mächte nicht mehr funktioniert habe. Für die Schweiz hielten sich die Folgen in Grenzen. Zwar erreichte die Spannung zwischen den Landesteilen ein kritisches Ausmass, konnte aber durch den Aufruf des Schriftstellers Carl Spitteler gebannt werden. Obwohl die Grenzen Schaffhausens gesichert wurden – mit vier Maschinengewehren und Autos! –, wäre das Gebiet nicht verteidigt worden. Dennoch konnte auch Hofer Positives berichten; die Hilfsbereitschaft für die betroffenen Länder war gross. An sie erinnert denn auch ein durch die Franzosen errich-tetes Mahnmal in der Fäsenstaubpromenade.

Gerüstet für den Ernstfall

Korpskommandant Dominique An- drey blieb die Würdigung der Ereignisse aus Sicht der Armee vorbehalten. Auch er betonte, wie leichtsinnig der Krieg ausgelöst wurde. Andrey wies auch darauf hin, dass erstmals von 1914 bis 1918 ein Übergewicht der Maschinen gegenüber dem Menschen bestanden habe, das sich seither fortsetze. Wenn man heute dennoch feiere, so im Bewusstsein dessen und mit der Konsequenz, das Geschehen an kommende Generationen weiterzuvermitteln in der Hoffnung, dass diese daraus lernten. Dass man sich im Ernstfalle dann auch verteidigen könne, setze voraus, die richtigen Mittel im richtigen Moment einsetzen zu können. Das sei der Preis für die Sicherheit und letztlich die Freiheit, schloss Andrey.