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Eine Ausstellung als grosses Käferfest

Schaffhauser Nachrichten, 16.06.2008 von Martin Edlin

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Käfer bilden eine faszinierende Welt, die sich in einer Ausstellung im Museum zu Allerheiligen widerspiegelt.

Sie seien ein Erfolgsmodell der Natur, meinte Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel an der gestrigen Eröffnung der Ausstellung «Käfer - vielseitig erfolgreich» im Schaffhauser Museum zu Allerheiligen. Das ist keine Übertreibung, wenn man die Evolutionsgeschichte der krabbelnden (und zum Teil fliegenden) Sechsbeiner über rund 260 Millionen Jahre und die Zahl von 360 000 beschriebenen Arten betrachtet, wovon 6500 auch in unserer Region leben. Damit sind die Käfer die artenreichste Tiergruppe der Welt: Jede vierte Tierart ist ein Käfer. Auch hinsichtlich Formen und Farben können sie sich jeder Konkurrenz stellen, und erst recht bezüglich ihrer «Leistung»: «Ohne sie wäre unsere Welt um ein Vielfaches dreckiger», stellte Urs Weibel, Kurator des Fachbereichs Natur des Museums zu Allerheiligen, mit Blick auf jene Arten fest, die mit Vorliebe Kot fressen.
Oder sie sind Nützlinge wie der Marienkäfer, der massenweise Blattläuse vertilgt. Es gibt sogar Arten, welche technische Errungenschaften der Menschheit vorweggenommen haben: Käfer mit Raketentriebwerk, Käfer, die Entspannungsschwimmen praktizieren, oder Käfer mit je einem Augenpaar für die Sicht über und unter Wasser.
Käfer, Kunst und Kommerz
Selbstverständlich haben die Krabbler längst in der Kunst Einzug gehalten: auf Gemälden wie von Albert Dürer oder in literarischen Werken wie Franz Kafkas «Die Verwandlung». Sie dienten der Volksmedizin (mit dem Gift der «Spanischen Fliege») und besassen mythologischen Stellenwert. Und kommerziell erfolgreich (aus Schokolade oder als Schmuck) sind sie ebenso. Das alles wird in der bis Anfang kommenden Jahres gezeigten Ausstellung sichtbar, wenn man die Exponate in den Schaukästen betrachtet, die Schrifttafeln liest, sich den Fotos zuwendet oder sich den Videofilm anschaut. Den zahlreichen Vernissagebesuchern fiel das alles besonders leicht: Der rhetorische Rundgang von Kurator Urs Weibel durch die faszinierenden Eigenarten und Fähigkeiten einzelner Käferarten löste sowohl Staunen wie Neugierde aus.Die Ausstellung basiert auf der Arbeit bedeutender Schaffhauser Käferforscher, die zum Teil vor hundert Jahren ihre wissenschaftlich motivierte Sammlerleidenschaft pflegten.
Nicht nur für «Angefressene»
Ebenso ist die Schau der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen und der naturhistorischen Abteilung des Museums zu Allerheiligen zu verdanken, aus dessen Beständen jetzt das Gezeigte zusammengestellt und wieder präsentierbar gemacht wurde. Das ganze bildet jedoch nicht bloss eine Attraktion für alle von Käfern «Angefressene» (für sie wird eine ganze Reihe von Sonderveranstaltungen angeboten), sondern - darauf verwies Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel - ebenso für Kinder (es gibt einen «Kindertisch») und für Schulklassen und ihre Lehrer. Ohne Zweifel: Hier vermitteln für einmal Käfer Ehrfurcht vor der Natur. Oder, wie es Arthur Schopenhauer schrieb: «Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.» In diesem Sinne erklärte Stadtrat Thomas Feurer «das grosse Käferfest» für eröffnet.

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