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Die Wertschätzung tut den Soldaten gut

Schaffhauser Nachrichten, 05.05.2010 von Adrian Schumacher

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Das Schaffhauser Panzergrenadierbataillon 28 zeigt sich heute im Rahmen eines Vorbeimarschs der Bevölkerung. Ein wichtiges Ereignis, finden die Militärdirektorin Rosmarie Widmer Gysel und die beiden Brigadiers Hans-Peter Kellerhals und Martin Vögeli.

Hans-Peter Kellerhals sprüht vor Vorfreude, wenn er vom heutigen Vorbeimarsch des Panzergrenadierbataillons 28 in Schaffhausen spricht. Für den Kommandanten der Panzerbrigade 11 bieten die Truppenpräsentation auf der Solenbergstrasse und die anschliessende Standartenrückgabe auf dem Herrenacker die ideale Gelegenheit, sich beim «Göttikanton» Schaffhausen für die moralische und politische Unterstützung in den letzten Jahren zu bedanken. Auch wenn der Stellenwert der Kantone im Rahmen der Armee XXI formell gesunken sei, habe sich Schaffhausen in besonderem Masse für seine Truppe eingesetzt, betont Kellerhals. «Die Schaffhauser Behörden besuchen ihr Bataillon jedes Jahr. Anders als gewisse Parlamentarier in Bern haben sie einen Eindruck davon, was die Truppe leistet.» Insbesondere die jungen Kader, die weit mehr Dienst leisteten, als sie dies von Gesetzes wegen müssten, schätzten die Unterstützung durch die kantonalen Militärdirektoren: «Die Wertschätzung tut den Soldaten gut.» Die neue Schaffhauser Departementsvorsteherin Rosmarie Widmer Gysel will an der Tradition der jährlichen Truppenbesuche festhalten. Da passt es gut, dass der Kanton Schaffhausen auch Göttikanton des Infanteriebataillons 61 ist, das neu in die Panzerbrigade 11 wechselt. Das Engagement Schaffhausens beschränkt sich indes nicht nur auf die jährlichen Visiten. Die kantonalen Militärdirektoren sind zentrale Kontaktpersonen von VBS-Chef Ueli Maurer in wehr- und sicherheitspolitischen Fragen. «Auch wenn es keine reinen kantonalen Bataillone mehr gibt, bleiben wir ein wichtiger Ansprechpartner», betont Widmer Gysel. Auch die Militärdirektorenkonferenz stelle eine Plattform für die direkte Einflussnahme dar. Hier täten sich die Ostschweizer Kantone besonders aktiv hervor.

Keine Alternative zum Milizsystem

Während die Behörden in engem Kontakt mit der Truppe stehen, haben die Begegnungen der Armee mit der Bevölkerung in den letzten Jahren abgenommen - auch als direkte Folge der verkleinerten Bestände. Trotz Milizsystem verfügt heute eine immer grösser werdende Zahl an Bürgern über keine direkten Erfahrungen mit dem Militär. Eine Tendenz, die für die Zukunft der Armee mittelfristig gefährlich werden könnte, zumal es um den Ruf der Soldaten in der Öffentlichkeit auch schon besser bestellt war als heute. Der Vorbeimarsch in Schaffhausen und der direkte Kontakt zur Bevölkerung böten hier einen willkommenen Anlass zur Imagepflege, ist Kellerhals überzeugt. «Wer in die Augen der Soldaten schaut, wird sehen, wie motiviert, diszipliniert und stolz sie sind.» Dem steht die wachsende Zahl an Zivildienstgesuchen entgegen. Bürgerliche Politiker sehen angesichts der Entwicklung und der Tatsache, dass viele junge Schweizer überhaupt keinen Dienst mehr leisten, auch die Wehrgerechtigkeit in der Schweiz zunehmend in Frage gestellt. Auch für den Berufssoldaten Kellerhals ist dies ein schwieriges Thema. «In jeder Gesellschaft sind einige gleicher als andere.» Dessen ungeachtet gibt es für den Brigadier keine Alternative zur Milizarmee, folglich appelliert er an staatsbürgerliche Tugenden: «Schweizer haben einen direkten Anteil an der Staatsmacht, sie haben Solidarpflichten und Solidarrechte. Wenn wir anfangen, für jede Aufgabe eine staatliche Stelle oder einen Stellvertreter zu benennen, um uns so selbst der individuellen Verantwortung zu entledigen, entfremden wir uns damit unserer Gesellschaft.» Mit der Schweiz vergleichbare Staaten, die jüngst auf ein Berufsheer umgestellt haben, würden diesen Schritt mittlerweile bereuen. «Die Fähigkeiten, die unsere Soldaten aus dem Zivilleben mitbringen, sind letztlich unbezahlbar», so Kellerhals.

Fähigkeitslücken schliessen

Das Panzergrenadierbataillon 28 wird Ende des Jahres in die Reserve entlassen. Ruhig wird es um das Schaffhauser Bataillon deswegen noch lange nicht, versichert Martin Vögeli, der Kommandant der Infanteriebrigade 7. Zwar hätten die Wehrmänner ihre WK bereits absolviert. Doch der Stab des Bataillons könne nach wie vor für Übungen herangezogen werden. «Allerdings dauern diese nicht mehr vier Wochen, sondern noch fünf bis maximal zehn Tage. Für die Betroffenen, die auch im Zivilleben meist eine leitende Funktion innehaben, stellt dies natürlich eine enorme Erleichterung dar.» Als einziger Brigadekommandant habe er im kommenden Jahr die Gelegenheit, seine Kader während einer Woche unter der Leitung des eigenen Stabs zu trainieren, freut sich Vögeli. Den Reservestatus seiner Brigade wertet er eher als Vor- denn als Nachteil. «Wir haben die Möglichkeit, vermehrt Taktikausbildung zu betreiben. Das entspricht genau dem, was in aktiven Einheiten häufig zu kurz kommt.» Kellerhals pflichtet dem bei: «Die Gefahr besteht, dass wir unsere Truppen nur noch technisch ausbilden und so das Ganze aus den Augen verlieren.» Zudem liessen die Stabsübungen Rückschlüsse zu, ob die Einsatzvorstellungen der Generäle realitätsnah sind.

«Schaffhauser» Truppen Das wird neu 2011

Pz Gren Bat 28 Das Panzergrenadierbataillon bestreitet dieser Tage in Hinterrhein und auf der Wichlenalp seinen letzten WK als aktive Truppe. Per Ende des Jahres wird es zu einem Reservebataillon, das ausschliesslich aus aktiven Kadern besteht, die weiterhin bis zu 10 Tage im Jahr Dienst leisten. Nach über 40 Jahren Zugehörigkeit zur Panzerbrigade 11 scheidet das Bataillon aus dem Verband aus und wird neu der Infanteriebrigade 7 unter der Leitung des Schaffhauser Brigadiers Martin Vögeli unterstellt. Inf Bat 61 Quasi im Abtausch für die Panzergrenadiere wechselt das Infanteriebataillon 61 neu von der Infanteriebrigade 7 in die Panzerbrigade 11 unter dem Kommando von Brigadier Hans-Peter Kellerhals. Ansonsten ändert sich für das Bataillon nichts - es bleibt weiterhin aktiv.

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