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Die Schweiz war konkret bedroht

Schaffhauser Nachrichten, 18.12.2009 von Interview: Erwin Künzi

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Nachgefragt

Susanne Günter aus Schaffhausen war Mitglied der geheimen Widerstandsorganisation P-26, die 1990 im Rahmen des Fichenskandals enttarnt wurde. Günter, die von 1994 bis 2008 für die FDP im Kantonsrat sass und diesen 2005 präsidierte, legte am Mittwoch in der Sendung «Reporter» des Schweizer Fernsehens erstmals offen, dass sie unter dem Tarnnamen «Veronika» zur P-26 gehörte. Die P-26 umfasste 320 Mitglieder und war mit Wissen des Bundesrats nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden, um im Fall der Besetzung der Schweiz durch eine fremde Macht den Widerstand zu organisieren. Erst kürzlich hob der Gesamtbundesrat die Schweigepflicht der P-26-Mittglieder auf.

Warum haben Sie, nachdem Sie jahrelang geschwiegen haben und nicht einmal Ihr Partner von Ihrer Mitgliedschaft wusste, sich jetzt geoutet?

Susanne Günter: Nach der Aufhebung der Schweigepflicht und der Verdankung durch den Gesamtbundesrat wurden die Mitglieder der Region Schaffhausen durch Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel geehrt und verdankt. Darum ist es mir erst jetzt gestattet, darüber zu sprechen. Auch ist die militärhistorische Stiftung des Kantons Zürich daran, die Geschichte der P-26 aufzuarbeiten. Das führte zu der Anfrage, ob ich im Fernsehen Auskunft geben würde, und ich stellte mich zur Verfügung. Bei der Sendung habe ich nicht zuletzt deshalb mitgemacht, um in Sachen P-26 einiges ins richtige Licht zu rücken.

Welche Aufgaben hatten Sie innerhalb der P-26?

Günter: Ich war rund sechs Jahre bei der P-26. Ich wurde als 3M-Chefin ausgebildet, wobei die M für «Menschen Meldung Material» standen. Ich wäre im Ernstfall für die Kommunikation, die Beschaffung und Verschiebung von Material sowie das Abschirmen von gefährdeten Menschen in meinem Gebiet zuständig gewesen.

Was motivierte Sie seinerzeit, bei der P-26 mitzumachen?

Günter: In jener Zeit vor 1989, also vor dem Mauerfall, gab es eine konkrete Bedrohung der Schweiz. Die Sowjetunion stellte ihre sehr detaillierten Angriffsplanungen gegen die Schweiz erst im Sommer 1988 ein. Daher sagte ich zu, als ich angefragt wurde, in der Überzeugung, man müsse für die Verteidigung der Schweiz etwas unternehmen. Die Vorbereitungen der P-26 für den Fall einer allfälligen Besatzung des Landes mussten naturgemäss geheim gehalten werden.

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