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Der Industrieraum wird zum Eichenwald oder Alles über die Eiche

Ausstellung im Museum zu Allerheiligen

Schaffhauser Nachrichten, 17.04.2005 von Andreas Schiendorfer

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Die Ausstellung «Auf den Eichen ...» zeigt viele Aspekte des heiligen Baums auf und dürfte nicht zuletzt Schulklassen ansprechen.

Vogelgezwitscher empfängt den Besucher im Kammgarntrakt des Museums zu Allerheiligen. Und noch bevor man den Wald wirklich betritt, erfährt man bereits, dass es unter anderem auch Hexeneichen gibt. Die Eiche auf dem Einladungsprospekt hingegen ist die Zigeunereiche in Ramsen, fotografiert im Jahr 1906. Diese prächtige Baumdame besitzt eigentliche Traummasse - 7 x 22: 7 Meter Stammumfang, 22 Meter Höhe -, und doch verrät sie ihr wahres Alter nicht. Sehr vage wird es auf zwischen 450 und 600 Jahre geschätzt, wie Iwan Stössel, Kurator der Naturkundlichen Abteilung, am Donnerstag an der sehr gut besuchten Vernissage ausführte.

Schweinefutter

«Auf den Eichen ... wachsen die besten Schinken» heisst der ganze Ausstellungstitel. Das Sprichwort erinnert daran, dass einst nicht nur das harte, beständige Holz für den Schiffsbau geschätzt wurde, sondern im Eichenwald auch Schweine ihr Futter fanden. «Der Wert des Eichenwaldes bemass sich ursprünglich an der Anzahl Schweine, die sich in ihm ernähren konnten», führte Stössel aus. «Erst später war es das Eichenholz selbst.» Das Sprichwort wiederum lehrt, dass die Schweine, welche Eicheln gefressen hatten, weitaus besser munden als das auf Buchennüsschen angewiesene Borstenvieh.

Der hier zu Lande selten gewordene, am ehesten noch im Tessin anzutreffende Hirschkäfer ernährt sich von den Säften der Eichen. Die Gallwespe wiederum legt ihre Eier ins Gewebe der Pflanze, worauf dann die so genannte Eichengalle entsteht; im Mittelalter war diese sehr begehrt zur Tintenherstellung. «Lass genug Galle sein in dieser Tinte», heisst es denn auch in Shakespeares «Was ihr wollt». Eichensäfte nützten auch die zahlreichen Rotgerber. Manch einem Schaffhauser dürfte dies allerdings ein bisschen gestunken haben. 1766 gab es hier nämlich nicht weniger als deren 43, und keiner konnte dieses ehrenwerte Handwerk ohne erhebliche Geruchsemissionen ausüben ...

Eichen aller Art

Schnell weiter also in der Ausstellung, wo man manches über die heilende Eiche (gezeigt wird ein Kräuterbuch der Stadtbibliothek aus dem Jahre 1744) erfährt sowie über die ehrende Eiche (ein wunderbarer römischer Eichenkranz aus der benachbarten Sammlung Ebnöther), die klingende Eiche (der erste Schweizer Münzsatz von 1850) und natürlich die spielende Eiche (eine kleine Auswahl an Spielkarten).

Grosszügige Unterstützung

Kein Wunder also, dass der Kanton Schaffhausen, der jährlich eine Ausstellung speziell unterstützt, diesmal gerade «Auf den Eichen ...» ausgewählt hat. Erziehungsdirektorin Rosmarie Widmer Gysel, die sich an der Vernissage im Museum als eigentliche Eichenmeisterin entpuppte, war natürlich nicht entgangen, dass sich in diesem musealen Eichenwald eine vergnügliche und lehrreiche Schulstunde abhalten liesse. Sympathisch war, dass sie in ihren Dank explizit die Naturforschende Gesellschaft mit einschloss, denn deren Mitglieder zeichnen sich durch ihren ehrenamtlichen Einsatz in und ausserhalb des Museums tatsächlich speziell aus. Es würde einiges an Gallentinte brauchen, um dies alles aufzulisten.
In Zusammenarbeit mit weiteren Eichenexperten, etwa der Stadtgärtnerei, der Forstverwaltung und des Internationalen Baumarchivs in Winterthur, ist Iwan Stössel eine vielfältige, attraktive und vor allem interdisziplinäre Ausstellung gelungen, die keinen Besucher enttäuschen wird: Eichen sollst du suchen, weichen hingegen Buchen. (In Bezug auf Schutz vor Blitz lautet das Zitat allerdings anders!)

Attraktives Begleitprogramm

Die Ausstellung dauert bis zum 4. November und wird von verschiedenen Veranstaltungen begleitet, so etwa einem Rundgang durch den Schaffhauser Wald bei Büsingen am 14. Mai und einem Eichenspaziergang in der Stadt Schaffhausen am 22. September. Anmeldung und Auskunft im Museum zu Allerheiligen unter der Telefonnummer 052 633 07 77.

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