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Abschied von alt Regierungsrat Erhard Meister

Schaffhauser Nachrichten, 24.05.2013 von Erwin Künzi

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In der Kirche St. Martin hat gestern die Abdankung für Erhard Meister stattgefunden.

«Wenn ich allein träume, ist es nur ein Traum. Wenn wir gemeinsam träumen, ist es der Anfang der Wirklichkeit.» Unter dieses Motto hatten die Angehörigen von alt Regierungsrat Erhard Meister den gestrigen Trauergottesdienst in der Kirche St. Martin gestellt. Und dieses Gemeinsame, das Denken an andere, das sich Einsetzen für die Gemeinschaft, kam immer wieder zur Sprache beim Abschied von Erhard Meister. Es fand sich in der E-Mail-Botschaft mit guten Wünschen an die Kirchgemeinden am Randen, die Erhard Meister am Auffahrtsmorgen kurz nach 7 Uhr verschickt hatte und die Pfarrer Beat Wanner zitierte. Es kam im von Cindy Meister verfassten und von Beat Wanner verlesenen Lebenslauf zum Ausdruck: Erhard Meister setzte sich immer wieder für die Gemeinschaft ein, zum ersten Mal im Kleinen als Kassier des Musikvereins Merishausen, der gestern die Trauerfeier musikalisch begleitete, später als Regierungsrat für die gesamte Bevölkerung des Kantons Schaffhausen.

Mit Weitblick, Engagement, Detailwissen und politischem Gespür habe er sich während 10 Jahren in den Dienst des Kantons gestellt, sagte Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel in ihrer Würdigung des ehemaligen Regierungskollegen. «Er engagierte sich mit ganzer Kraft, für ihn stand stets das Gesamtwohl im Vordergrund», so Widmer Gysel. Dass er auch als Regierungsrat ein Mensch geblieben sei, der offen auf alle Leute zuging und sich für sie interessierte, habe ihm bei der Bevölkerung ein hohes Ansehen und auch ihr Vertrauen eingebracht. «Sein Tod ist nicht nur für seine Familie, sondern für die ganze Bevölkerung ein grosser Verlust», schloss Widmer Gysel. Entsprechend gross war die Anteilnahme: Die Kirche St. Martin war bis auf den letzten Platz besetzt, sodass die Abdankung zusätzlich in die Turnhalle übertragen werden musste. Alle erwiesen ihm die letzte Ehre, von dem Gesamtregierungsrat und den eidgenössischen Parlamentariern, den Vertretern der Parteien und zahlreicher Gemeinden über die Institutionen, für die er sich bis zuletzt eingesetzt hatte – International School, Reitverein, Kirchgemeinde Merishausen-Bargen –, bis zur Bevölkerung von Merishausen.

Nachruf

Die Nachricht vom Hinschied unseres verehrten und geschätzten Freundes und Kollegen, alt Regierungsrat Erhard Meister, hat uns tief berührt und sehr traurig gestimmt. Sein Tod bedeutet den Abschied von einem hoch geachteten Magistraten, einem vertrauten Freund und geschätzten Mitbürger. Er hat sein berufliches Leben während zehn Jahren in den Dienst unseres Kantons und dessen Bevölkerung gestellt und durfte dabei stets auf die Unterstützung seiner Frau Cindy und seiner Familie zählen. Wir sind in dieser schweren Zeit besonders eng mit ihnen, den nächsten Angehörigen, verbunden.

Erhard Meister, geboren am 17. April 1948 in Merishausen, studierte an der ETH und erhielt sein Diplom als Ingenieur Agronom 1972. Während des anschliessenden Studiums an der Michigan State University lernte er seine Frau Cindy Clemons kennen. Seine Ausbildung schloss er erfolgreich mit dem Doktorat ab. 1976 kehrte Dr. Erhard Meister mit seiner Frau in seine engste Heimat Merishausen zurück und arbeitete bis 2000 in verschiedenen verantwortungsvollen Positionen an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau in Zürich Reckenholz. Daneben engagierte er sich von 1985 bis 1998 als Gemeindepräsident in Merishausen und musizierte lange Jahre gemeinsam mit seiner Frau Cindy im Musikverein. Am 27. August 2000 wurde Erhard Meister als Nachfolger von Hansjörg Kunz auf den 1. Januar 2001 in den Regierungsrat gewählt. Während zehn Jahren leitete er das Volkswirtschaftsdepartement und war damit für Wirtschaftsamt, Arbeitsamt, Handelsregisteramt, Grundbuchamt, Vermessungsamt, Amt für Grundstückschätzungen, Landwirtschaftsamt, Amt für Justiz und Gemeinden, Gefängnis, Staatsanwaltschaft und Wirtschaftsförderung verantwortlich. Erhard Meister führte das Volkswirtschaftsdepartement – seinen «Gemischtwarenladen», wie er gelegentlich scherzte – mit Weitblick, grossem persönlichem Engagement, fundiertem Detailwissen und mit einem ausgesprochenen Sinn für das politisch Machbare. Für ihn stand immer die Gesamtheit im Vordergrund, die Wirkung seines Schaffens für den Kanton, seine Gemeinden und seine Bewohner. Erhard Meister hat die Entwicklung unseres Kantons seit 2001 massgebend mitgestaltet und mitgeprägt. Zahlreiche wichtige Reformen und Projekte hat er eingeleitet und unter seiner Leitung realisiert. Im Vordergrund seines Schaffens standen die Stärkung der Volkswirtschaft durch Etablierung und Verstärkung der Wirtschafts- und Standortförderung, das Struktur- reformprojekt «sh.auf», die Neuausrichtung des innerkantonalen Finanzausgleichs sowie die Reformen im Justizbereich. Bei all diesen sehr anspruchsvollen Vorhaben und Projekten engagierte sich Erhard Meister mit aller Kraft. Sein ausgleichendes Wesen und seine Fähigkeit, Personen mit unterschiedlichen Interessen ins gleiche Boot zu bringen, haben ihn dabei ausgezeichnet. Entspannung fand Erhard Meister während dieser Jahre beim Reiten – oft spätnachts und in Begleitung seiner Frau – oder in seinem geliebten Wald beim Holzen. Zum Musizieren blieb leider keine Zeit mehr, und sein Garten kam oft auch zu kurz. Nach seinem Rücktritt am 31. Dezember 2010 freute er sich über die neu gewonnene Freiheit, seine Zeit frei einteilen zu können, über gemeinsame Ausritte, Reisen und die Arbeit im Wald. Sogar das Musizieren hatte er wieder aufgenommen. Aber auch der Dienst an der Gemeinschaft nahm weiterhin viel Raum in Anspruch, sei es als Präsident des Verwaltungsrates der International School Schaffhausen oder als Präsident der Kirchgemeinde Merishausen. Wir hätten ihm und seiner Frau Cindy von Herzen noch viele gemeinsame, gesunde und erfüllende Jahre gewünscht – leider war es ihnen nicht vergönnt. Wir verlieren mit Erhard Meister einen verlässlichen Kollegen und Freund. Mit seiner offenen, kontaktfreudigen Art fiel es dem Verstorbenen leicht, Zugang zu den Mitmenschen zu finden. Dadurch erwarb er sich in unserem Kollegium, beim Parlament, bei der Schaffhauser Bevölkerung und in interkantonalen Organisationen über alle Parteigrenzen hinweg hohes Ansehen. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt hat Erhard Meister die Kontakte mit dem Regierungsrat immer aufrechterhalten, und wir durften mit ihm manch interessante und fröhliche Stunde verbringen. Der Hinschied von Erhard Meister bedeutet für seine Gattin, die nächsten Angehörigen und alle Schaffhauserinnen und Schaffhauser einen schmerzlichen Verlust. Wir werden Erhard Meister in grosser Dankbarkeit gedenken und ihn in ehrendem Andenken bewahren und wünschen seiner Frau Cindy und seinen Angehörigen viel Kraft in dieser schweren Zeit.

Im Namen des Regierungsrates: Rosmarie Widmer Gysel, Regierungspräsidentin