Accesskeys

Unternavigation

Kontakt

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Kontaktieren Sie mich!

130 Trachtentanzleute aus der ganzen Schweiz

Schaffhauser Nachrichten, 04.12.2011 von U. No.

sn.gif

Ein zweitägiger intensiver Tanzleiterkurs der Schweizerischen Trachtentanzvereinigung fand in der Dreifachhalle Breite statt.

Viel Organisation ist damit verbunden, wenn aus der ganzen Schweiz die Delegationen der Besten jeder Trachtentanzgruppe anreisen, um während zweier Tage ihre regionalen Beispiele im grossen Kreis aller einzuüben: zur Weitergabe in jeweiligen heimatlichen Kreisen. Am Samstag und Sonntag fand diese jährlich anberaumte Grossveranstaltung in Schaffhausen statt. Die Klettgauerin Barbara Hauser hatte mit ihren heimischen Helferpersonen die Riesenarbeit des Durchführens übernommen.

Charmanter Gruss

Allerbeste Laune bestätigten mit temperamentvollem Beifall die Kursteilnehmer, als am Sonntag Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel charmant den Gruss des Kantones in ihrer glanzvollen Klettgauer Festtagstracht überbrachte, dabei gekonnt die Sonnenseiten unseres Kantones einflocht und - hochwillkommen als Geste der Wertschätzung - den Schaffhauser Staatswein am Apéro zum Geniessen empfahl. Wenn Trachtenleute im unerlässlichen Weiterbildungskurs tanzen, haben neben der Geschäftsstelle viele das Sagen: die Tanzleiterpaare, die Volkstanzkommission, die Trachtenkommission und die kantonalen Delegierten in genauer Zahl. Sie alle bringen vorgängig die Sachfragen aus allen Regionaltraditionen mit, damit nach der Delegiertenversammlung, fast wie bei einem aufwendigen Staat im Staat, die gemeinsamen Leitplanken wieder feststehen. Das Ziel liegt allen gleich am Herzen: den Schatz des choreografierten Schweizer Volkstanzes lebendig zu erhalten. Die Tradition der Bewegungsmuster bleibt bei den Grundelementen von Schottisch, Walzer, Polka, Mazurka. Die Choreografien gehen räumlich immer von der Symmetrie aus, stets in gerader Zahl; wobei (weil halt an vielen Orten Frauen eher zum Tanzen neigen als Männer) oft Frauen die Männerschritte des Paares tanzen. So ist dann gewährleistet, dass die Rosetten, die Drehungen, durch «Arkaden» führenden Linien, Kreise und Gegenkreise schön symmetrisch vollendet werden können. Es gibt - etwa bei «Val Mora» - altüberlieferte, sehr tief in der Kultur begründete Elemente des Tanzes, die graziös federnd den Boden «verlassen». Mit dem Musikquartett «Laseyer» fühlte sich eine Appenzeller Streichmusik gut in die stets wechselnden Phasen von Musizieren und dem Stopp für die Erklärungen ein, den die Tanzleiter beanspruchen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die umfassende Schulungsarbeit. Die mitwirkenden Tanzleiterpaare bringen ihre Schulungskenntnisse in 28 Regionen zur Weitergabe mit.

Viele wichtige Details

Man sagt sich Du in allen Tanzkreiskulturen. Yolanda und Marlyse begrüssten mit dem Flair der Romandie. Und im Eintanzen am Samstag hiess es noch: «Der Seppel isch e Ma». Später wurden die Männer dann anders angesprochen und die Frauen auch. Sagten die Bergler aus Obwalden in ihren grauen Jacken noch: «D Fröi isch di Erscht i der Schlange», wurden, je breiter die Landschaft und je bodennaher die Schritte wurden, die Männer «Burschte» oder «les Garcons» und die Frauen «Meitli» oder «Meitschi» genannt. Diese kleine Besonderheit ist ein Detail. Auch bei den Trachten gibt es neben grossräumigen Farbakkorden interessante Details: Stickereien, von «rechts vom See oder links vom See», oder «Werktagstracht, Sonntagstracht, Festtagstracht». Zuger Männer tragen eine Kappe auf der Schulter, Glarnerinnen sind wie etliche andere Ostschweizerinnen in feierlicher Sonntagstracht mit dunkelroter Seide erschienen, Bernerinnen ohne den «Meien» im Ausschnitt. Das «Ländle» als Gast präsentierte sich kostbar. Das frische Blau mit Weiss und Schwarz vieler Werktagstrachten gab zusammen mit dem Weinrot oder dem - nur an Männern häufigeren - Feuerrot ganz harmonische Farbbilder. Elegant die Walliser, bäurisch unkompliziert manche unbekanntere Tracht aus der Romandie oder der Nordschweiz. Geräteschuhe für das konzentrierte Training oder dann doch Schnallenschuhe, immer aber auch «Fichou» oder «Füechli», Schürze, Prachtgurt und ein Lächeln, das alle beflügelt, die miteinander an etwas Schönem schaffen. Als die Gruppe «Laseyer» in einer Pause ein wundersam wehmütiges «Rugguserli» spielte, mit Geige, Bassgeige, Handorgel und Hackbrett, in luftige Tanzweise hinübergehend, fanden sich still aus dem riesigen Kreis immer mehr Menschen herbei, lauschten gemeinsam, angerührt von etwas tief in ihrem Innern, das man nicht in Worten sagen kann.

Quelle