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Nicht mehr die Lehrer prägen die Schule

Schaffhauser Nachrichten, 12.10.2008 von Stefan Marti, Schaffhausen

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Man muss sich wundern, weshalb die Schaffhauser Schüler 2006 viel besser als die Zürcher bei den PISA-Tests abgeschnitten haben. Gilt doch das Schaffhauser Schulsystem, im Vergleich zum Zürcher, als veraltet. Könnte es sein, dass unsere Schule gerade deshalb so gut abgeschnitten hat, weil vieles, was Lehrer beim Lehren und Schüler beim Lernen stören könnte, in Schaffhausen noch nicht eingeführt wurde? Bis vor wenigen Jahren wurde das Schaffhauser Schulsystem mehrheitlich von den Erfahrungen der eigentlichen Experten fürs Lernen, den Lehrern, geprägt. Seit einiger Zeit ist aber der Druck auf die Schaffhauser Behörden, sich dem Kanton Zürich anzugleichen, gestiegen. Der Lehrerschaft wird das Expertentum zusehends abgesprochen. Stimmvolk und Schulbehörden entschieden zum Beispiel bei den zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe gegen die Lehrerschaft. «Schulentwicklung» ist angesagt. Alle wissen, wie man es machen müsste. Ideologien und Begrifflichkeit aus der Wirtschaft und aus der 68er-Reformpädagogik werden aufgeboten. «Qualitätssicherung», «Controlling», «Evaluation», «LQS», «PISA», «ESP», «Kader», «Schülerrat», «Elternrat» und Lehrplan-Label-Weiterbildungen sollen das widerspenstige Lehrervolk und die nach Bildung lechzenden Schüler auf die Zukunft vorbereiten.

Aber Achtung: Die Reformpädagogik gilt als überholt, und die Volksschule ist kein Industriebetrieb, weshalb die meisten dieser Dinge, wie ennet dem Rhein zu beobachten, eher behindernd als fördernd wirken. Lernen ist Lernen. Man kann es abwechslungsreicher und bunter machen, man kann die Schüler mehr einbeziehen, die Lehrer mehr oder weniger stressen, man kann es am PC machen, mit Powerpoint und Wikis, man kann Projekte und Workshops machen, aber am Schluss ist es doch immer dasselbe: Der Schüler muss sich den Stoff erarbeiten, er muss sich hinsetzen, sich konzentrieren und etwas lernen wollen. Es wird einem nichts geschenkt! Und deshalb ist es auch fraglich, ob eine Quote von 65 Prozent für die Sek sinnvoll ist. Natürlich hätten 65 Prozent der Kinder die Intelligenz, die Sekundarschule zu besuchen. Aber der Bedarf von Gesellschaft und Wirtschaft an hochbegabten Minderleistern dürfte sich doch wohl ziemlich in Grenzen halten. Was zählt, ist Leistung. Wenn möglich intelligente Leistung, natürlich. Wir sollten unseren Kindern nichts vormachen.

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