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Das Leben ist (k)ein Würfelspiel ...

Fakten + Ansichten

Schaffhauser Nachrichten, 31.10.2008 von Stephan Brügel, Erziehungsrat; Werner Schöni, Erziehungsrat; Irene Stübing, Erziehungsrätin; Peter Wanner, Erziehungsrat

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An der Schaffhauser Volksschule finden Prüfungen statt - mit oder ohne Sekundarschul-Aufnahmeprüfung! Schülerinnen und Schüler werden unterrichtet, beobachtet, beurteilt und schliesslich promoviert - oder eben nicht.

Das ist - da sind wir uns einig -, schwierig, aufwendig und braucht Mut - gerade dann, wenn Noten und Einteilungen nicht so ausfallen, wie sich dies Erziehungsberechtigte, Schülerinnen und Schüler wünschen und vorstellen. Der Erziehungsrat hat - in Zusammenarbeit und in Absprache mit Lehrerinnen und Lehrern - Instrumente geschaffen, die mithelfen, Schülerinnen und Schüler umfassend, das heisst nicht auf Schulnoten reduziert, zu beurteilen.

Breit angelegtes Bild

Alle Aspekte des schulischen Lebens wie Lernfortschritte, miteinander umgehen, Leistungsbereitschaft und Engagement, Arbeitsverhalten, Sprach- und Mathematikkenntnisse und vieles mehr fliessen in die Beobachtungen und damit in die Beurteilung ein. Max wird also nicht nur als guter Rechner und Moritz als sprachgewandter Schüler (ab)qualifiziert; weitere Aspekte geben ein differenziertes, umfassendes und breit angelegtes Bild über Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler. Damit möglichst viele Kompetenzen berücksichtigt werden können, dauert eine Beurteilungsphase normalerweise ein Semester. Diese Zeit braucht es, damit fundiert und mit genügend Fakten belegt, ein umfassendes Bild entsteht. In Ausnahmesituationen wird die Frist verkürzt; verkürzte Fristen werden - gerade auch auf der Sekundarstufe I - als sehr grosse Belastung empfunden - nicht nur von Schülern. Übrigens: Der Erziehungsrat hat - unter diesem Eindruck, neben anderen - eine Arbeitsgruppe «Belastung und Belastbarkeit» eingesetzt, die Vorschläge zur Entlastung erarbeitete. Das zeigt - entgegen der Aussage von Stadtschulrat Thomas Hurter -, dass der Erziehungsrat sehr wohl Stimmungen und Tendenzen aus dem Schulalltag aufnimmt und in seine Beurteilungen einfliessen lässt; denn selbst der Erziehungsrat lebt nicht im schulfernen Raum.

Nicht nur negativ

Der Erziehungsrat hat seinen erneuten Entscheid in Sachen prüfungsfreier Übertritt sehr wohl abgewogen, hat er doch Meinungen von Lehrerinnen und Lehrern eingeholt, Untersuchungen beigezogen und Winfried Kronig gehört, der an der Uni Freiburg lehrt und forscht und Fachmann in Sachen Selektion ist. (Exkurs: Winfried Kronig ist an der diesjährigen Konferenz der Sekundarschullehrerinnen und -lehrer Gast und Referent. Viel-leicht denken doch nicht alle Lehrpersonen nur negativ über den Erziehungsratsentscheid, sei es vor oder sei es nach dem Referat.)

Fachleute für das Unterrichten

Die Schaffhauser Lehrerinnen und Lehrer sind Fachleute für das Unterrichten, für die Schule schlechthin. Neben vielen anderen Aufgaben ist «das Beurteilen» Teil des Arbeitsauftrags. Der Erziehungsrat weiss, dass die Lehrerinnen und Lehrer dies genau so professionell angehen, wie sie die übrigen Aufgaben erfüllen. Der Sekundarschulübertritt wird von den Lehrpersonen - auch ohne separate Zusatzprüfung - seriös vorbereitet, und die Zuweisung erfolgt aufgrund nachvollziehbarer und belegbarer Kriterien. Die Schüler und Schülerinnen werden in der Vorbereitungszeit - im Schuldekret heisst sie Beobachtungsstufe - auf Herz und Nieren geprüft. Während der gesamten Beobachtungsphase finden Prüfungen statt - so wie Stadtschulrat Thomas Hurter dies wünscht. Im Unterschied zu ihm, der punktuelle, auf wenig Daten beruhende Prüfungsergebnisse fordert, erfolgt jedoch eine umfassende, inhaltlich und zeitlich breite Abklärung. Die Übertrittsprüfung wird nicht zum Würfelspiel («... dem einen bringt das Schicksal viel, dem andern nichts als Plage. Drum frischauf, Kamerad ...»).

«Beurteilen» ist schwierig

«Beurteilen» ist schwierig, nicht nur in der Schule. Das Überbringen positiver und gerade auch negativer Botschaften fällt nicht leicht, das weiss sogar der Erziehungsrat. Für Erziehungsberechtigte, Lehrpersonen und Schulbehörden kann das belastend sein - mit oder ohne Sekundarschulprüfung.

In guter Gesellschaft

Solange die Schule den Selektionsauftrag erfüllt beziehungsweise erfüllen muss, halten Diskussionen nach der richtigen Methode an. Der Erziehungsrat ist überzeugt, dass die heutige Regelung des Beurteilens und damit der «prüfungsfreie» Übertritt an die Sekundarstufe I kind- und schulgerecht ist - und er weiss sich damit in guter Gesellschaft.

Quelle