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Rote Zahlen, Kunst und Wahlerfolg

Schaffhauser Nachrichten, 29.12.2011

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Eigentlich waren diese zwei Seiten für die schönsten Fotos der Aufstiegsfeier des FC Schaffhausen reserviert. Oder war es doch für die Krönung Julia Flückigers zur Miss Schweiz? Egal. Damit Sie hier nicht nur weisses Papier sehen, nun wie jedes Jahr die Parade unserer nicht ganz ernst gemeinten Tops und Flops.

Frauen am Ball

Männer ohne Balls

Städtligirls versus Hauptstadtkicker

«Victoria» bedeutet auf Lateinisch «Siegerin», und so hiess einst auch der FC Schaffhausen. Lange wurde der Club seinem Namen gerecht, noch vor fünf Jahren spielte er in der höchsten Spielklasse gegen Giganten wie die Grasshoppers oder den FC Basel. Doch diese Zeiten sind vorbei, Victoria hat sich aus dem Staub gemacht. Heute kickt der FCS in der 1. Liga, seine Gegner heissen Tuggen, Höngg und Winterthur U 21. Ein Besuchermagnet ist der FCS auch nicht: An die Meisterschaftsspiele kommen um die 600 Leute, bei einem Trainingsspiel sind es auch mal nur 50 (der geplante FCS-Park im Herblingertal hat über 8000 Sitzplätze). Zur Winterpause liegt der FCS auf dem 4. Tabellenplatz. Das ist nicht gut genug, nur wer auf dem ersten oder zweiten ist, kommt in die 1. Liga Promotion, die neue Spielklasse zwischen der Challenge League und der bisherigen 1. Liga. Ein neuer Trainer, Maurizio Jacobacci, soll nun dafür besorgt sein, dass es mit dem FCS wieder aufwärtsgeht. Falls nicht, wäre das ein weiterer Flop!

Für Zentralisten und Frauenhasser ist das so etwas wie der Super-GAU: das höchstklassierte Fussballteam der Region kommt aus der Provinz – und ist eine Girlietruppe. Der FC Neunkirch unter Trainer Beat Stolz ist dieses Jahr in die Nationalliga B aufgestiegen und muss sich dort überhaupt nicht verstecken. Die Kickerinnen aus dem Klettgau gehen auf dem fünften Tabellenplatz in die Winterpause, nur vier Punkte trennen sie vom Spitzenteam FCF Rapid Lugano. In Griffweite scheint vielleicht sogar ein Aufstieg in die Nationalliga A, die übrigens bei den Frauen tatsächlich noch Nationalliga A heisst und nicht [bescheuerter Name eines Sponsors] + [idiotischer englischer Begriff]. Überhaupt geht es bei den Frauen viel mehr um Sport als um Geld. Alle Ausländerinnen beim FC Neunkirch spielen ohne Lohn, sie erhalten lediglich Kost und Logis. Die Spielerinnen heben höchstens mal ab, um einen Köpfler ins Goal zu spedieren, sonst stehen sie, metaphorisch zumindest, mit beiden Beinen auf dem Boden. Gut aussehen tun sie übrigens auch noch. Top!

Florian I.

Florian II.

Doppelter Florian

Florian Keller ist der Christoph Blocher der Alternativen Liste: offiziell zwar nicht Präsident, in Tat und Wahrheit aber das Gravitätszentrum der Gruppierung. Wie einst die SVP in früheren Jahren trifft die AL den Nerv der Zeit und versteht, was das Volk bewegt. Sie hat die Abschaffung der Pauschalsteuer erreicht und innert kürzester Zeit genügend Unterschriften gegen die Senkung der Staatsbeiträge an die Krankenkassenprämien gesammelt. Keller ist wie Blocher blitzgescheit und sogar noch volksnäher als der Tribun aus Herrliberg. Blocher beim Bier in der Beiz ist ein seltenes Bild; für Keller sind Kneipe, Krug und Kippe quasi das nächste Kapitel nach dem Kantonsrat. Die höchste Prüfung steht Keller und seiner AL aber noch bevor: ein Sitz in der Exekutive – oder in Bundesbern. An der AL lag es ja nicht, sie haben sich beworben, aber das Volk wollte bis jetzt noch keine junge linke Wilde in Topchargen. Auch wenn wir das Heu nicht unbedingt auf der gleichen Bühne wie die AL haben: Mehr Drive in der Politik finden wir top!

Florian Hotz ist der Florian Keller der Jungfreisinnigen Schaffhausen: offiziell zwar nicht Präsident, in Tat und Wahrheit aber das Gravitätszentrum der Gruppierung. Die beiden Florians teilen nicht nur den Vornamen: Beide sind so intelligent wie angriffig. Dann hören aber die Gemeinsamkeiten auf. Anders als die AL trifft der Jungfreisinn den Nerv überhaupt nicht mehr. Bei den Nationalratswahlen hat die Jungpartei nicht einmal die Hälfte der Stimmen der AL geholt. Kompromisslos vertretene rechtsliberale Grundwerte scheinen in diesen Tagen weniger gefragt als auch schon. Während die AL für ihre Initiativen im Schnellzugstempo Unterschriften sammelt und an der Urne Erfolge feiert, ist es um die JFSH ruhig geworden. Jungfreisinnige Funkstille, Schweigen auf allen Kanälen. Der letzte Eintrag im Politblog der JFSH stammt vom Februar 2010. Und war im letzten Frühling nicht mal die Rede von einer grossen Steuerinitiative? Hallo? Leute, etwas mehr Drive, sonst wird das ein Flop!

Hans Schwaninger hebt ab

Bernhard Müller zieht ab

Aufsteiger aus dem Klettgau, Aussteiger aus dem Reiat

Guntmadingen schliesst sich Beringen an. In Birdwatcherkreisen würde man vielleicht sagen: Die Gemeinde wird beringt. Ob es sich nun um eine freundliche Übernahme handelt oder ein unfreundliches Take-over – sicher ist: Die Gemeinde Guntmadingen braucht keinen Präsidenten mehr. Gemeindepräsident Hans Schwaninger denkt aber als politisches Urgestein Schaffhausens keineswegs an Ruhestand. «Wann geht der nächste Schwan?», scheint die Frage gewesen zu sein, die den passionierten Schwänesammler beflügelte. Und sie verhalf ihm zum kantonalen politischen Höhenflug und höchsten Ehren: Im kommenden Jahr wird Hans Schwaninger den Kantonsrat präsidieren. Die Startbahn, die ein Schwan braucht, bis er endlich abhebt, ist lang. Da wundert es nicht, dass Schwaninger fast 20 Jahre Anlauf als Gemeindepräsident von Guntmadingen nahm, ehe er zum höchsten Schaffhauser gekürt wurde. Die Planung, der Umstieg, Start und Take-off verdienen das Prädikat Top!

Als Gemeindepräsident von Thayngen hat Bernhard Müller ein sattes Jahrzehnt auf dem Buckel, und schon hat er Amt und Bürde satt: Der ehemalige Leiter der Landwirtschaftlichen Genossenschaft wird die Leitung des BBZ übernehmen. Richtig, BBZ heisst Berufsbildungszentrum, aber nicht vom BBZ hinter dem Bahnhof Schaffhausen ist hier die Rede, sondern vom Berufsbildungszentrum des Kantons Thurgau auf dem Arenenberg. «Königlicher Genuss am kaiserlichen Arenenberg», heisst es in Anspielung auf Napoleon III. auf der Homepage, und weiter: «Das BBZ ist sowohl eine traditionsreiche Schule für die Landwirtschaft als auch ein Thinktank für den ländlichen Raum sowie ein inspirierendes Seminarzentrum und beliebtes Ausflugsziel.» Dass es den König von Thayngen auf einem Ausflug in die Gemächer des Kaisers von Frankreich zieht, könnten wir ja verstehen. Doch im Sold des Kantons Thurgau begeht er – aus Schaffhauser Sicht – berufliche Republikflucht, wenn nicht professionellen Reiat-Verrat. Und darauf steht, Gemeindebudget hin oder her, als Strafe der Flop!

Peter im grünen Bereich

Rosmarie sieht rot

Stadtkasse klasse, Kantonsbudget oje

In Schaffhausen zwischen Stadt und Kanton zu unterscheiden, ist fast schon ein wenig schizophren. Der Kanton besteht ja vor allem aus der Stadt und dann noch aus B-Gemeinden wie Bargen, Buch und Beggingen. Trotzdem muss man natürlich das eine vom anderen trennen, nicht zuletzt bei den Finanzen. Hier könnte die Differenz grösser nicht sein: Katzenjammer beim Kanton, knallvolle Koffer in der Kapitale. Gut, der städtische Säckelmeister Peter Neukomm muss im Gegensatz zu seiner Kantonskollegin keine unerwarteten (?) riesigen Ausfälle hinnehmen, er dürfte dank eines Landverkaufs für das Jahr 2011 sogar schwarz statt rot sehen. In der Zukunft rechnet die Stadt erst noch mit steigenden Steuereinnahmen. Auch das Parlament scheint mit der Arbeit der Stadtregierung mehr oder weniger zufrieden zu sein. Nach der Budgetdebatte musste Neukomm jedenfalls keinen Blätz auf seinen Hosenboden bügeln. Gestrichen haben die Parlamentarier bloss Pipifax wie die rund 30 000 Franken für den Kampf gegen das Fett. Alles roger also im Munotstädtli? Werden wir sehen. Vorerst aber ist es top!

«I see a red door and I want to paint it black», sangen die Rolling Stones einst. Genau gleich geht es Regierungsrätin Widmer Gysel mit ihrem Kantonsbudget. Ach wie rosig war Rosmaries finanzieller Ausblick noch Anfang Jahr! Mit der grossen Kelle wollte die Finanzdirektorin anrichten, die Steuern senken nach bewährtem Rezept, weil «Handlungsbedarf besteht», wie Politiker jeweils sagen. Schliesslich will der Kanton im internationalen Steuerwettbewerb konkurrenzfähig bleiben. Dies wurde im März, noch so ein schönes Politikerwort, «kommuniziert», doch schon wenige Wochen später bestand ganz anderer Handlungs- und Kommunikationsbedarf. Eine Geldquelle nach der anderen versiegte, und jetzt rechnet der Kanton mit tiefroten Zahlen. Gut, die Schuld der Regierung ist es nicht, dass es so viele Ausfälle gab, und sie hat ja dann schon reagiert. Aber viele Leute glauben eben, dass RWG und ihre Ratsgschpänli blauäugig auf ihr Glück vertrauten. Mit anderen Worten: Das war ein Flop!

Thomas Minders Wunderwaffe

Kurt Baaders Waterloo

Hero und Zero

Kurt Baader für die Niederlage der FDP bei den Ständeratswahlen verantwortlich zu machen, ist irgendwie unfair. Als langjähriger Wahlkampfmanager ist er so etwas wie der Trainer im Fussball: Er kann an der Seitenlinie noch so lange den Hampelmann machen und sich die Lunge aus dem Leib schreien, die Tore müssen die Jungs auf dem Feld schon selbst schiessen. Baader war schon in früheren Jahren für Ständerats- und andere Wahlkämpfe zuständig, ist also eigentlich ein alter Hase. Und zumindest 50 Prozent seiner Aufgabe als überparteilicher Wahlkampfleiter hat er 2011 ja erreicht: SVP-Mann Hannes Germann ist wiedergewählt worden. Aber dieser hätte auch so ein gutes Resultat erzielt. Nun wird sich die FDP gut überlegen müssen, ob sie bei den nächsten Wahlen nicht lieber, wie man so schön sagt, mit neuen Kräften antritt. Den Fussballtrainer trifft in der Regel auch keine Schuld, wenn die Gegner zu stark waren. Trotzdem muss er seinen Platz räumen, wenn es schlecht geht. Sonst gibt es wieder einen Flop!

Claudio Kuster ist für Ständerat Thomas Minder, was Dr. Watson für Sherlock Holmes ist, Struppi für Tim, Smithers für Montgomery Burns: ergebener Assistent, Handlager, Mädchen für alles. Vor allem aber ist Kuster ein hervorragender Wahlkampfmanager. Während andere Kandidaten auf ganze Heere ergebener Parteisoldaten zählen konnten, hatte der parteilose Trybol-Chef keinen, der ihm zur Seite stand. Keinen, ausser Kuster. Kuster war Mediensprecher bei Tag, Plakatwiederaufsteller bei Nacht, Mundpropagandaleiter allezeit. Wäre Wahlkampf ein Krieg, dann wäre Kuster das Schweizer Militärsackmesser. Da können belegte Zungen noch so behaupten, Minder wäre auch mit einer leeren Tube Zahnpasta an seiner Seite gewählt worden. Wir glauben nicht daran. Kuster hat einen grossen Anteil daran, dass Thomas Minder so bravourös in den Ständerat spediert wurde. Zum Dank für seine Arbeit ist Kuster zum persönlichen Mitarbeiter in Bundesbern befördert worden. Jetzt warten wir gespannt darauf, welcher strauchelnde Politiker das Supertalent als Erster abwirbt. Christoph? Top!

Rubén rules

Ruby sucks

Der Künstler und das Callgirl

Rubén Fructuoso muss man sich merken. Kann man sich auch gut merken, ist ja ein ausgefallener Name, der so richtig gut von der Zunge rollt: Ru-bén Fruc-tu-o-so. Die Werke des jungen Spaniers (*1987) sind, ähm, originell: Hund auf der Wiese beim Geschäft, Mann in «Just do it»-Shirt mit Panetonekarton auf dem Kopf und Brotmesser in der Hand, nackte Frau unter der Dusche (OMG, ist das wirklich seine eigene MUTTER?). Jep, dieser Mann hat Talent, offiziell anerkanntes sogar. Jüngst hat der gelernte Informatiker den Ernte-Kunstpreis (10 000 Franken) gewonnen, Mitte Jahr konnte er bereits 20 000 Franken von Stadt und Kanton entgegennehmen. Und er ist in vielen Gebieten tätig: Fotografie, Malerei, Plastik, Film. Sogar – Achtung, Eigenwerbung! – für die SN-Ausgabe auf dem iPad hat er schon ein Bild gemalt. Für uns wäre es keine Überraschung, wenn wir Rubén Fructuoso bald sogar in der Tate Modern sehen könnten. Und wir meinen jetzt nicht beim Anstehen vor dem Klo. Top!

Insgeheim sind wir ja schon neidisch auf unseren Nachbarn im schönen Süden. Bella Italia, du hast es gut! Wir meinen jetzt nicht die Schulden und all das Zeugs, aber ein Ministerpräsident, der mit 75 noch für Staatsaffären der anderen Art sorgt, na, das wünschen wir uns hier im protestantischen Norden doch manchmal auch. Mehr Lebensfreude, mehr Spass, Alte auf blauen Pillen statt auf Hämorrhoidenkissen! Gut, das Land steht am Abgrund, der Euro ist futsch, Angela ist angezählt. Und statt Bunga-Bunga-Silvio dirigiert jetzt irgendso ein trockener Technokrat den Zirkus in Rom. Umso unverzeihlicher ist es, was Ruby getan hat. Hätte sie nicht statt Italien die Schweiz auswählen können? Im «Friedeck» hätte es doch sicher noch ein Plätzchen gehabt für Karima el Mahroug (so heisst das Mädel wirklich). Du hättest den drögen Politalltag in der Schweiz – anche a Sciaffusa! – ein wenig aufgepeppt. Doch du fuhrst lieber gen Italien. Und hast hast dir dort eine Bambina machen lassen. Wir Randenfalter von Schaffhausen finden deine Landeswahl Flop!

Die Helden von PISA

Das Trauerspiel vom Randen

Leuchtende und babylonische Türme

Wir sind klug! Na ja, zumindest unsere Kinder. Die haben nämlich beim letzten PISA-Test richtig abgeräumt. Im Vergleich mit den anderen Kantonen stehen wir also keineswegs schief in der Landschaft wie der berühmte Turm. Nein, der PISA-Test bescheinigt unseren Schülern vielmehr einen Leuchtturmcharakter. Und das freut auch die Schaffhauser Regierung, die ein grosser Fan von Leuchttürmen ist, architektonischen Leuchttürmen, kulturellen Leuchttürmen usw. Für alle, die nicht wissen, wie gescheit unsere Schüler sind, hier die Zahlen (falls Sie diese nicht verstehen, kann Ihnen Ihr Kind bestimmt weiterhelfen): Die Schaffhauser haben mit Abstand den ersten Platz bei den Naturwissenschaften errungen, teilen sich in der Mathematik den zweiten Platz mit dem Kanton Freiburg und teilen sich beim Lesen den ersten Platz mit den Schülern aus dem Wallis. Bei diesen Top-Resultaten fragt man sich doch unweigerlich: Was machen wir in der Schule anders? Nun, einen kleinen Unterschied gibt es: Mit dem Kanton Appenzell Innerrhoden, der an der Studie nicht teilgenommen hat, sind wir die einzigen, die (noch) nicht flächendeckend Schulleiter einsetzen. Wie sagt der Ami so schön: «Never change a runnig system.» Schliesslich sind unsere Schüler heute schon top!

Sie kennen die Geschichte aus dem Alten Testament: Ein Volk aus dem Osten im Land Sinear will einen Turm bauen, der bis in den Himmel reicht. Gott gefällt das nicht, und zur Strafe verwirrt er den Menschen die Sprache, worauf der berühmte Turm zu Babel nie fertig gebaut wird. Immerhin hat es damals aber noch für eine Ruine gereicht. Der Randenturmbau zu Siblingen hingegen wird schon abgeklemmt, bevor er überhaupt angefangen hat. Dabei sollte das Türmchen doch gar nicht bis in den Himmel reichen, sondern nur ein bisschen über die Baumwipfel. Den lieben Gott hätte das wohl nicht gestört, die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission dagegen sehr wohl, und die hat hier unten das Sagen, das bestätigte nun auch das Obergericht. Der Siblinger Randenturm sei ein «unzulässig schwerer Eingriff in das zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) gehörende BLN-Objekt ‹Randen›», sagt die Kommission. Zumindest die babylonische Sprachverwirrung scheint bis heute nachzuwirken. Der nicht gebaute Siblinger Randenturm ist jedenfalls ein Flop!

Radar Die Schreckensbrücke am Fluss

Videoüberwachung Schlafes Bruder

Robocop versus «Schlafendes Auge»

Er ist der Schrecken aller A4-Benützer, das blitzende Schnellfeuergewehr der Verkehrssicherheit, der Robocop von Schaffhausen: Während die Einnahmen des Kantons an allen Ecken und Enden wegbrechen, sorgt die Radaranlage auf der A4-Schrägseilbrücke für einen steten Geldfluss aus der Schweiz und angrenzenden Ländern. Wie viel genau der «Derrick der Stadttangente» abliefert, ist geheimnisumwittert und wird nicht bekannt gegeben. Intern nennt man die Anlage aber auch «die kleinste Gelddruckmaschine der Welt». Fest steht, dass die Aufklärungsquote des Blechkameraden Hercule Poirot und Sherlock Holmes aussehen lässt wie Polizeianwärter beim Fahrtraining: Dank moderner Technik entgeht dem wachsamen Auge des Gesetzes kein überzähliges Kilometerchen. Legendär auch seine Herkunft, die er einer Fehlplanung verdankt: Weil im Jahr 2000 nun wirklich gar keiner ahnen konnte, dass Autos beim Einfahren in eine Autostrasse einen Beschleunigungsstreifen brauchen, musste der Elektrosheriff zwecks Durchsetzung des nachträglichen Tempolimits auf der Brücke installiert werden. Beliebt ist der Chefabzocker zwar bei niemandem, aber in jeder Investmentbank wäre er ganz bestimmt top!

Was wurde nicht um die Einführung der Videoüberwachung gekämpft und abgestimmt! Seit die Kameras aber hängen, ist nochmals klar, was schon immer klar war: Sie sehen zwar nicht besonders dekorativ aus und kosten ein paar Hunderttausend Stutz, aber dafür bringen sie auch rein gar nichts. Kunst am Bau, so quasi. Denn während die Kameras im Einsatz stehen – Pardon: im Einsatz schlafen –, kann man eigentlich fast alles tun: Urinieren, Krakeelen, Blumentöpfe und Flaschen durch die Gegend werfen, ja sogar Farbbeutel auf die Kameras selbst schmeissen – das Interesse der elektronischen Augen vermag das nicht zu erhaschen. Gemäss einer jüngst publizierten Studie fühlen sich die Schaffhauser weniger sicher als der Schweizer Schnitt: Ein schlechtes Zeugnis für die «schlafenden Augen»! Und bevor jetzt wieder mit der Vorverlegung der Polizeistunde geliebäugelt wird, sollten wir die Kameras wohl wieder in Rente schicken, denn die waren bisher ja wohl ein kräftiger Flop!

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