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Der Weg zum idealen Lehrer

Schaffhauser Nachrichten, 11.03.2006 von Zoe Schiattino

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Was müssen Pädagogen heute können? Am Mittwochabend diskutierten vier Fachleute und das Publikum in der Aula des BBZ über den «idealen Lehrer».

Spätestens seit Veröffentlichung der Pisa-Studie wird vor allem in den Medien immer öfter Kritik an den Lehrkräften geübt, gleichzeitig steigt aber auch der Anforderungsdruck auf die Lehrer, die viel mehr als nur Wissensvermittler sein müssen. Was zu tun ist, um die Qualität der Schule zu steigern und gleichzeitig die Situation im Lehrberuf zu verbessern, diskutierten unter der Moderation von Peter Haerle Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel, Vorsteherin des Erziehungsdepartements, Ellen Ringier, Präsidentin der Stiftung «elternsein», Roland Kammer, Lehrer und Präsident des Vereins der Schaffhauser Lehrerschaft LSH, und Urs Moser vom Kompetenzzentrum für Bildungsevaluation und Leistungsmessung der Universität Zürich.

Dicke Haut

Dass sich das Aufgabenfeld der Lehrer in den letzten 20 Jahren tatsächlich stark vergrössert hat, gibt auch Rosmarie Widmer Gysel offen zu, dass die Lehrer jedoch nur kritisiert und nie gelobt würden, stimme so nicht. Auch Roland Kammer trennt die Kritik in den Medien klar von der Kritik, die von Menschen ausgeübt wird, die mit der Schule zu tun haben. Trotzdem bräuchte es heutzutage eine dicke Haut, in den Lehrberuf einzusteigen, denn Lehrer würden mit jeder Menge Anforderungen von allen Seiten konfrontiert, und oft seien die Rahmenbedingungen einfach nicht ausreichend, um dem Lehrer den nötigen Rückhalt zu bieten.

Herzblut vermisst

Aus der Elternsicht würden viele Lehrer heutzutage leider nur noch «Dienst nach Vorschrift» verrichten, findet Ellen Ringier, sie vermisse bei diesen Lehrern das Herzblut für ihren Beruf, und eine ausreichende Überprüfung und Kontrolle in der Schule fehle. Dass eine Leistungskontrolle in den schweizerischen Schulen tatsächlich verpasst worden sei, dessen ist sich ebenfalls Urs Moser sicher; er sehe das sogar als eine der grössten Schwachstellen an. Die bisherige Überprüfung durch das Inspektorat alle vier Jahre sei absolut nicht ausreichend.
Ein funktionierendes Qualitätsmanagement in der Volksschule werde gerade erarbeitet, erklärt Rosmarie Widmer Gysel. So sollen in Zukunft vermehrt Mitarbeitergespräche mit Zieldefinition geführt werden, wie auch eine interne und externe Evaluation stattfinden, die zeigen soll, wie sich die Schule weiterentwickeln lässt. Ausserdem sollen die Lehrer nicht mehr als «Einzelkämpfer» verstanden werden, sondern vielmehr die Schule als Organisation, die als Ganzes weiterkommen will. Im Modell der «geleiteten Schule» soll so nicht nur die Leistung gesteigert werden können, sondern auch die Lehrer sollen bessere Rahmenbedingungen bekommen.
Mit einem Qualitätsmanagement, das die Leistung beurteilt und gleichzeitig Unterstützung bietet, ist auch Roland Kammer grundsätzlich einverstanden, jedoch gibt er zu bedenken, dass es vor allem bei der vielfältigen Aufgabe im Lehrerberuf viele Kriterien gibt, die sich einfach nicht messen lassen, sodass es bei der heutigen Leistungsdiskussion auch schon einmal passieren kann, dass es einfach als Leistungsausweis gilt, wie viele Kinder in die höhere Stufe portiert werden konnten. Dabei würden die «Soft-Faktoren», wie zum Beispiel die Sozialkompetenz, einfach untergehen. Auch die Eltern seien im Rahmen des Qualitätsmanagements «ein Gremium, das sehr wertvoll sein kann», ist sich Rosmarie Widmer Gysel sicher, jedoch müsse diese «Einmischung» sauber definiert und institutionalisiert werden, denn im Lehrauftrag seien schliesslich die Lehrer die Fachpersonen und nicht die Eltern. Aus dem hauptsächlich aus Lehrern bestehenden Publikum wurde die Diskussion um den Lohn und berufliche Weiterentwicklung im Lehrberuf aufgeworfen, von Elternseite wurde gefragt, was die öffentliche Schule gegen die Abwanderung in Privatschulen tun will. Rosmarie Widmer Gysel weiss: «Die Schule muss so gut sein, dass sie den Privatschulen trotzen kann, das streben wir an.»

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