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53 Prozent mehr Einbrüche

Schaffhauser Nachrichten, 26.03.2015 von Saskia Baumgartner

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Die Straftaten im Kanton Schaffhausen sind gemäss Kriminalstatistik 2014 um 15 Prozent angestiegen. Besonders stark zugenommen haben die Einbrüche.

Die schlechte Nachricht: Im Kanton Schaffhausen haben die Straftaten im letzten Jahr deutlich zugenommen. Insgesamt sind diese um 15 Prozent angestiegen – von 6018 im Jahr 2013 auf 6927 im letzten Jahr. Die gute Nachricht: Schaffhausen ist immer noch vergleichsweise sicher. Werden in der Schweiz pro Jahr durchschnittlich 64,6 Delikte pro 1000 Einwohner gezählt, kommen in Schaffhausen 49,1 Delikte auf 1000 Einwohner. Das Fazit von Philipp Maier, Chef der Schaffhauser Kriminalpolizei an der gestrigen Präsentation der Polizeilichen Kriminalstatistik 2014 lautete daher: «Wir klagen auf niedrigem Niveau.» Maier wechselte in die dritte Person und fügte an: «Der Kripo-Chef schläft immer noch gut.»

Dennoch, die Zunahme ist eindrücklich: So haben die Straftaten gegen das Strafgesetzbuch (StGB), dem zahlenmässig wichtigsten Bereich, im Vorjahresvergleich um 16 Prozent zugenommen – schweizweit sind die Zahlen rückläufig (siehe SN vom Dienstag). Die Gewaltdelikte sind hierbei um 7 Prozent angestiegen. Die Anzahl von Fällen schwerer Gewalt wie etwa Tötungsdelikte und schwere Körperverletzung hat dabei abgenommen, minder schwere Gewaltdelikte wie Tätlichkeiten und Schlägereien haben zugenommen. Eine Rekordzunahme ist bei den Einbrüchen zu verzeichnen, sie haben um 53 Prozent zugelegt. «Es handelt sich dabei um den Höchststand seit Einführung der Kriminalstatistik», so Philipp Maier. Durchschnittlich lag die Fallzahl in den letzten Jahren bei 227 Einbruchdiebstählen, 2014 bei 330.

Mehr Kriminaltouristen

Der Kripo-Chef erklärt sich die Zunahme durch Kriminaltouristen, die den Kanton im vergangenen Jahr verstärkt heimsuchten. Bei den 105 Tätern, welche man ermitteln konnte, habe es sich zu 76 Prozent um Rumänen, Moldawier und Menschen ohne steten Wohnsitz gehandelt, so Maier. Der Zuwachs an Einbrüchen ist auch mit verantwortlich dafür, dass manch kleine Kantonsgemeinde in der Polizeistatistik plötzlich deutlich «kri- mineller» wurde. In Merishausen waren 2013 nur 11 Straftaten gezählt worden, 2014 waren es 46 – das entspricht einer Zunahme von 318 Prozent. Schleitheim war aufgrund der Deliktzunahme gar die «kriminellste» Gemeinde des Kantons im Jahr 2014. Hier wurden 87,7 Delikte pro 1000 Einwohner begangen – die Stadt Schaffhausen liegt bei 63,1 Delikten. Laut Maier ist eine letztjährige Einbruchserie in Schleitheimer Ferienhäuschen schuld an diesem Umstand.

Hohe Aufklärungsquote

Trotz einer Zunahme der Delikte ist die Aufklärungsquote der Polizei bei den Einbrüchen mit rund 23 Prozent gleich geblieben. Die durchschnittliche Quote für alle Straftaten gegen das StGB liegt mit 42 Prozent deutlich über den nationalen Zahlen: Schweizweit wurden im letzten Jahr rund 31 Prozent der Fälle aufgeklärt. Den Grund dafür sieht Philipp Maier nicht zuletzt auch in der Grösse des Kantons. Durch die überschaubaren Verhältnisse ergebe sich eine stärkere Nähe zwischen der Bevölkerung und der Polizei, Hinweise von Privatpersonen seien sehr wichtig für die Polizeiarbeit. Auch in Zukunft wolle man daher auf Präventionskampagnen wie etwa «Verdacht – Ruf an!» setzen.

Personalfrage bei Polizei

Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel würdigte bei der Medienkonferenz die gute Arbeit der Schaffhauser Polizei – und sprach in diesem Zusammenhang auch die Personalsituation an. 2004 wurde der Personalbestand der Polizei auf 180,3 Stellen festgelegt. Seither habe keine Anpassung stattgefunden. Dies, obwohl die Aufgaben der Mitarbeiter in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hätten. Allein die neue Strafprozessordnung, die 2011 in Kraft trat, habe der Polizei deutliche mehr Arbeit beschert. «Eigentlich ist eine personelle Aufstockung unabdingbar», so Widmer Gysel.

Rekord bei Ausländergesetz

Nebst den Straftaten gegen das StGB haben auch die Delikte gegen das Ausländergesetz (AuG) zugenommen. In drei Viertel der Fälle handelt es sich hierbei um rechtswidrige Ein- oder Ausreisen und illegale Aufenthalte. Ravi Landolt, stellvertretender Polizeikommandant, erklärte: «Es ist die weltweite Situation, die zu den Bewegungen führt.» In den letzten Jahren habe die Grenzwacht verstärkt Asylsuchende aus Krisengebieten aufgegriffen, zum Beispiel syrische Flüchtlinge. Vielmals handle es sich um Menschen, die durch die Schweiz reisen, um etwa nach Deutschland oder Skandinavien zu gelangen, und dann an der Grenze abgefangen werden.

Besonderheit als Grenzkanton

Die Grenzwachtkorps greifen die Menschen etwa am Zoll in Thayngen auf, bearbeitet werden die Fälle dann jedoch von der Schaffhauser Polizei. «Es handelt sich daher auch um ein Phänomen der Grenzkantone», sagte Landolt.

Drogendelikte Deutliche Abnahme an Straftaten aufgrund einer neuen Gesetzesregelung

Haben die Straftaten gegen das Strafgesetzbuch und das Ausländergesetz deutlich zugenommen, so sanken im letzten Jahr die Drogendelikte. Wurden 2013 noch 909 Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) verzeichnet, waren es im letzten Jahr nur noch 694. Haben die Schaffhauser ihr Interesse an Drogen verloren? Kripochef Philipp Maier warnte bei der gestrigen Medienkonferenz: «Die Zahlen sind nicht so erfreulich, wie man im ersten Moment meint.» Grund für die Abnahme sei eine Änderung im BetmG. Im Herbst 2013 wurde verfügt, dass der Konsum von Cannabis auch nur mit einer Ordnungsbusse bestraft werden könne, wenn die Menge zehn Gramm nicht übersteige. Von dieser Regelung habe man im letzten Jahr Gebrauch gemacht, was den Rückgang erkläre. Hätte es die Änderung nicht gegeben, wären die Fallzahlen in etwa auf Vorjahresniveau geblieben, so Maier. Vorteil für die Polizei sei der geringere administrative Aufwand im Vergleich zu einer Verzeigung.

Weiche Drogen nicht verharmlosen

Philipp Maier warnte jedoch davor, Cannabis zu verharmlosen. So habe man im letzten Jahr eine Plantage ausgehoben, bei welcher die Blüten so üppig und zahlreich waren, dass sie einen Ertrag von bis zu 50 Gramm pro Pflanze ergeben hätten – doppelt so viel wie üblich. Nicht nur die Menge sei heutzutage erstaunlich, sondern auch die Wirkung. Der THC-Gehalt sei um ein Vielfaches stärker als früher. «Das Zeug ist so potent, das haut einen Elefanten um», so der Chef der Kriminalpolizei.

Originalbericht SN